Rezension

Exzellent recherchiert, aber nichts für schwache Gemüter

Die Tränen der Hexen - Frank Arlt

Die Tränen der Hexen
von Frank Arlt

Eine spannende und schicksalhafte Geschichte zur Zeit der Hexenprozesse

Es ist um 1500 in Goslar, als im Bergwerk ein Grubenunglück geschieht. Gerlinde, die als Wasserträgerin unter Tage arbeitet, wird beschuldigt, eine Hexe und am Unglück schuld zu sein. Sie wird gefangen genommen und eingekerkert.

Kurz darauf bekommt der Buchdrucker Wilhelm Wehrstett Besuch von dem Dominikanermönch Henricus Institoris, der als Inquisitor bekannt ist. Er gibt Wilhelm den Auftrag, sein Werk „Malleus maleficarum“ zu drucken, später bekannt unter dem Titel „Hexenhammer“. Wilhelm ist entsetzt, denn seine Schwester wurde vor wenigen Jahren als Hexe verbrannt. Er bangt um seine schöne rothaarige Frau Elsbeth, die er abgöttisch liebt und mit der er zusammen eine kleine Tochter hat, und nimmt aus Angst vor der Rache des Inquisitors den Druckauftrag trotz starker Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns an.

Als in der Nachbarschaft der Krämer einen Herzinfarkt erleidet und beim Zusammenbruch eine Öllampe umwirft, bricht ein Brand aus. Da Wilhelms Frau kurz vorher bei der Krämerin eingekauft hat, bezeichnet diese Elsbeth als Hexe. In den kommenden Tagen werden ungewöhnlich viele Gefangene hingerichtet, um in den Kerkern Platz für die Hexenprozesse zu schaffen. Wilhelm hat Angst um Elsbeth, denn der Inquisitor hat eine Predigt gehalten, die alle in Angst und Schrecken versetzt hat. Jeder soll die anderen beobachten und ihm sofort diejenigen melden, die eine Hexe sein könnten. Wilhelm will Elsbeth zu ihrer Mutter bringen, doch diese weigert sich. Es könnte als Schuldeingeständnis gewertet werden, wenn sie flieht.

Die Predigt des Mönches bringt viele Goslarer Bürger dazu, andere der Hexerei anzuklagen, so dass kurze Zeit später die ersten Scheiterhaufen brennen. Die Frauen wurden mit grausamen Foltermethoden gezwungen, ein Geständnis abzulegen für Dinge, die sie niemals getan hatten.

Wilhelms Gewissensbisse werden immer größer, weil er dieses Teufelswerk drucken soll. Gleichzeitig steigt die Angst um seine Frau ins Unermessliche.

Wird er das Werk drucken? Werden die ersten Anschuldigungen gegen seine Frau den Mönch dazu bringen, sie zu verhaften, oder hält dieser sich wegen des Druckauftrags zurück? Welche Qualen müssen die verhafteten Frauen ertragen, bis sie der Tod erlöst? Und wann haben diese falschen Beschuldigungen ein Ende? Wie viele Menschen müssen diesen sinnlosen Tod noch ertragen?

Das Buch hat mich sehr gefesselt und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Der geschichtliche Hintergrund ist sehr gut recherchiert und die Orte und Zeiten sowie die grausamen Methoden zu dieser Zeit werden sehr gut beschrieben, so dass man sich alles gut vorstellen kann und sich zeitweise sogar in die Geschichte hineinversetzt fühlt. Die Methoden, die angeblichen Hexen zu Geständnissen zu zwingen, waren extrem grausam. Dies wird im Roman teilweise sehr genau beschrieben, so dass die Schilderungen manchmal nur schwer zu verdauen sind. Aber die Vergangenheit war gemäß der vielen Überlieferungen wohl genau so und es tut der Geschichte gut, dass sie so deutlich beschrieben werden, wenn der Leser teilweise auch nicht zart besaitet sein darf. Die Schilderungen sind eindeutig nichts für schwache Gemüter.

Das Buch hat mich wirklich begeistert, auch und gerade weil es so eng mit der tatsächlichen Geschichte zusammenhängt und die Protagonisten wunderbar in die damaligen Ereignisse verwoben wurden, so dass ich 5 von 5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung gebe.