Rezension

Familienweihnacht auf der Hallig

Schneegestöber
von Patricia Schröder

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich finde nur unsere vorweihnachtlichen Tischgespräche ein wenig anstrengend...“

 

Die 12jährige Leonie ist mit ihren Eltern auf den Weg nach den Norden. Ihre 15jährige Schwester Anna-Sophie allerdings zickt herum. Sie hat wenig Lust auf eine Familienweihnachtsfeier auf der Hallig bei Tante Ulla.

Die Autorin hat eine schönes und spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Leonie erzählt. Das Buch lässt sich gut lesen. Das liegt schon daran, dass die Personen gut charakterisiert werden. Dafür nutzt die Autorin insbesondere die Worte, die die Protagonisten sprechen, und die Taten, durch die sie auffallen. Wenn sich vier Familien auf einer kleinen Insel treffen und keiner weg kann, dann sind Probleme vorprogrammiert. Obiges Zitat von Oma Grizabella, deren vier Kinder sich samt Familie auf der Hallig treffen, bringt das sehr schön zum Ausdruck. Außerdem hat Sandrina, Onkel Lothars neue Freundin, ihre ganz eigenen Pläne, die Oma Grizabella erahnt und die sie traurig machen.

Auch zwischen den Kindern ist nicht alles eitle Freude. Sünje kümmert sich zwar gern um Leonie, doch sie lässt Leonie dabei nicht genug Luft zum Atmen. Und dann gibt es noch Ludvig, der auch bei Tante Ulla zu Besuch ist. Fragen nach ihm weicht Sünje aus. Dafür gibt es interessante Gespräche über den Unterschied von Hunden und Katzen und über die liebe Verwandtschaft.

Der Schriftstil ist kindgemäß und abwechslungsreich. Berührende Szenen wechseln mit ernsten Dialogen. Die Handlungsorte werden so genau beschrieben, dass sich sofort ein Bild im Kopf formt. Viel Wert legt die Autorin auf die authentische Wiedergabe der Emotionen ihrer Protagonisten. Sandrinas Selbstsucht, Lothar Verliebtheit, die ihn blind macht für die Fehler seiner Angebeteten, Sybilles Bestimmenwollen und Ullas Wut darüber sind nur einige der Themen. Sünjes Elan und Leonies Angst vor Ungewohnten dominieren das Zusammensein der beiden. Sünjes 4jähiger Bruder Malte hat mich mit seinen ehrlichen und treffsicheren Aussagen zum Sschmunzeln gebracht. Sehr gut gefallen hat mir, wie sich die einzelnen Personen während der Geschichte entwickeln durften. Jeder hat ein Stück zurückgesteckt, um das Fest doch noch zu einem Erlebnis werden zu lassen.

Kapitelüberschriften und Seitenzahlen sind von Schneesternen umgeben. Das Cover mit der winterlichen Landschaft, den Kindern und dem Hund ist ein Hingucker.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Handlung ist realistisch und hat alles, was zu einem guten Kinderbuch gehört: Spannung, unterschiedliche Protagonisten mit Stärken und Schwächen, eine Prise Humor, ein abwechslungsreiches Geschehen und nicht zuletzt überraschende Wendungen.