Rezension

Fantasie oder Wirklichkeit

Das verlorene Kind - Michel Bussi

Das verlorene Kind
von Michel Bussi

Bewertet mit 4 Sternen

 

Melancholisch und leicht bedrohlich  -  bereits das Buchcover spiegelt die Grundstimmung  wider, die in Bussis neuem Roman vorherrscht.

Der fünfjährige Malone verfügt über eine überbordende Fantasie, davon ist jeder in seinem Umkreis überzeugt; denn der kleine Junge glaubt, dass Amanda und Dimitri nicht seine wahren Eltern seien. Seine bruchstückhaften Erinnerungen an ein früheres Leben sind verschwommen und vermischen sich mit Märchen und kindlichen Vorstellungen. Nur der Psychologe seiner Vorschule Vasile Dragonman glaubt ihm und vertraut sich Commandante Marianne Augresse von der Kriminalpolizei in Le Havre an. Marianne steckt jedoch gerade mitten in frustrierenden Ermittlungen zu einem schweren Raubüberfall und ist nur schwer zu überzeugen. Doch Vasile bleibt hartnäckig und beginnt eigenständig Nachforschungen anzustellen. Das bringt nicht nur ihn selbst in große Gefahr…

Tempo- und spannungsreich erzählt Bussi den recht ungewöhnlichen Fall des kleinen Malone und konfrontiert den Leser mit der Frage nach der Funktionsweise des menschlichen bzw. kindlichen Erinnerungsvermögens. Wer ist Malones wirkliche Mutter? Ein geschickter Schachzug des Autors ist die Schilderung der Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven: wechselweise wird die Entwicklung der Ereignisse hauptsächlich aus Mariannes Sicht und aus der kindlich-naiven Perspektive des kleinen Jungen wiedergegeben. Auf diese Weise setzt sich nach und nach ein Bild zusammen, das jedoch immer wieder durch überraschende Wendungen verändert und korrigiert wird. So gelingt es Bussi, den Leser bis zum Schluss des Buches in Atem zu halten, selbst wenn manches Detail sehr konstruiert wirkt.