Rezension

Faszinierendes Thema mit wenig überzeugender Umsetzung

Der Turm der blauen Pferde - Bernhard Jaumann

Der Turm der blauen Pferde
von Bernhard Jaumann

Bewertet mit 2 Sternen

Die Geschichte klang zunächst vielversprechend: Das weltberühmte, aber im 2. Weltkrieg verschwundene Gemälde "Der Turm der blauen Pferde" von Franz Marc taucht plötzlich wieder auf. Ist es echt und wenn ja, was geschah mit dem Gemälde in mehr als 70 vergangenen Jahren? Das soll die Kunstdetektei von Schleewitz aus München klären. Die Krimihandlung zu der dramatischen Vergangenheit des Bildes fand ich streckenweise fesselnd. Die Nachforschungen bringen teilweise interessante Ereignisse ans Licht, allerdings scheinen einige Wendungen, die sich vor allem Ermittler Max zusammenreimt, ziemlich aus der Luft gegriffen zu sein. Eine wirklich zufriedenstellende Lösung bietet der Roman nicht.

Parallel zu den Ermittlungen in der Gegenwart schiebt der Autor immer wieder Rückblenden ein, die erzählen, was mit dem Bild geschah. Während die Detektive ermitteln, kann der Leser also den angeblich richtigen Weg des Gemäldes ab 1945 verfolgen. Ganz am Ende wird aufgelöst, was es mit diesen Rückblenden wirklich auf sich hat. Diese Idee fand ich eher enttäuschend.

Eine weitere Schwachstelle sind für mich die Protagonisten, die beinahe alle ungemein unsympathisch sind. Nun ist das an sich kein Problem, im Gegenteil, Charaktere mit Ecken und Kanten machen Geschichten meist erst interessant. Hier scheint es aber keinen Grund für die Eigenarten zu geben. Warum lügt Max zum Beispiel seine Kollegen und seine Familie ständig an? Warum ist Rupert so ein widerlicher Schleimer, der ständig mit seiner Angestellten Klara flirten will und extrem herablassend wird, wenn er eine Abfuhr kassiert ("Jetzt sei halt nicht so zickig!", als sie nicht mit ihm während der Arbeitszeit nacktbaden will)? Warum relativiert Klara das abstoßende und unprofessionelle Verhalten ihres Chefs, obwohl sie sich unwohl fühlt?

Bei vielen Verhaltensweisen fehlt mir einfach der tiefere Sinn, denn sie tragen nichts zur Handlung bei und sorgen auch nicht dafür, dass ich die Charaktere besser verstehe. Dazu kommt, dass das Privatleben der drei Ermittler Rupert, Klara und Max teils exzessiv behandelt wird. Diese Szenen haben ebenfalls beinahe nichts mit der Handlung zu tun, wirken teils unheimlich banal und verlangsamen das Erzähltempo unnötig. Leider eher eine Enttäuschung.