Rezension

Fein gewobener Geschichtsteppich

Gold und Ehre -

Gold und Ehre
von Sabine Weiss

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin beginnt ihre Geschichte in Amsterdam im Jahr 1650 mit dem Marsch des Prinzen von Oranien auf die Stadt. Das war der Beginn einer langen Auseinandersetzung darum, wer das Sagen in den Niederlanden hat. Immer wieder gewährt die Autorin Einblicke in die politischen Ereignisse und die Intrigen, durch die die verschiedenen Gruppierungen versuchen, Einfluss auf die politischen Verhältnisse zu nehmen. Samuel, Benjamins Onkel, leiht mir dafür seine Augen und Ohren und teilt mit mir seine Bemühungen als  vermögender Kaufmann die Anerkennung der alten adligen höfischen Kreise zu erlangen.

Benjamin ist neben Daan der Sohn des Baumeisters Michiel, der sich bemüht, einen Platz in der städtischen Verwaltung zu bekommen. Da ist es nicht von Vorteil, dass Benjamin, ein ebenfalls ideenreicher und guter Baumeister, durch einige ungeschickte Aktionen unangenehm auffällt. Sein Vater schickt ihn als Strafe nach Hamburg. 

Nun lerne ich zusammen mit ihm das Hamburg der damaligen Zeit kennen, das Benjamin im Vergleich zu Amsterdam eher rückständig erscheint. Tatsache ist, dass es damals eine rege Bautätigkeit in der Stadt gab. So wird gerade der Hamburger Michel gebaut und das Millerntor schaut seiner Vollendung entgegen.

Was mir uneingeschränkt gut gefallen hat, nicht nur lerne ich das städtebauliche Gesicht Hamburgs kennen, ich erfahre zudem sehr viel über die gesellschaftlichen und sozialen Umstände. Besonders abstoßend empfand ich die Situation im Werk-und Zuchthaus, in das vor allem arme Frauen und Kinder eingewiesen wurden. Diese erschreckenden Einblicke verdanke ich Lucia, die sich aufgrund einer Intrige und der Tatsache, eine Frau und Waise zu sein, dort wieder findet. 

Durch Zufall hat sich ihr Weg mit dem von Benjamin gekreuzt. Benjamin fühlt sich zu dem  intelligenten und selbstbewussten Mädchen hingezogen, die die Zuneigung erwidert. Leider scheint eine Heirat durch den Standesunterschied nicht möglich.

Was wären Städte wie Hamburg und Amsterdam ohne die Seefahrt ! Diesen Aspekt der damaligen Zeit bringt mir Theo, Benjamins Cousin, näher, der als Schiffsarzt die Meere bereist. Mit ihm begleite ich einen Sklaventransport, nehme an einer blutigen Seeschlacht teil und finde mich in Nieuw Amsterdam wieder.

Das sind nur einige Begebenheiten aus der Vielzahl von Ereignissen des Romans. Zusammen ergeben sie ein farbiges und anschauliches Tableau der damaligen Zeit. Dabei wurde ich sehr gut unterhalten und habe nebenbei einiges gelernt, angefangen von den damaligen politischen Verhältnissen bis hin zu Bauweise auf sumpfigen Gelände.