Rezension

Fesselnde Fortsetzung

Das Leben, ein großer Rausch -

Das Leben, ein großer Rausch
von Helene Sommerfeld

Bewertet mit 5 Sternen

„...“Ein Messerangriff? Auf unsere Doris?“ Es war, als hätte jemand in die Hände geklatscht und einen schönen Traum abrupt beendet. Schlagartig war sie wieder Ärztin, zwar im Abendkleid, aber von ihrem Beruf eingeholt...“

 

Magda ist mit Kuno auf den Silvesterball im „Admiralspalast“, als Doris verletzt wird. Glücklicherweise ist auch der weltberühmte Chirurg Professor August Bier zugegen. Er lässt die junge Frau sofort in die Charité bringen.

Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung geschrieben. Dabei wird der erste Band zeitnah fortgesetzt.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich und ausgereift. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen und ermöglicht gleichzeitig einen Einblick in die Zeitverhältnisse.

Wir schreiben das Jahr 1922. Das Leben in Berlin ist schwierig. Die Inflationsrate steigt und steigt. Als Polizeiärztin bekommt Magda einen Blick dafür, was das für die Ärmsten der Armen bedeutet. Dann wird sie erneut zu einer jungen Frau gerufen. Auch diese wurde niedergestochen. Es zeigen sich Parallelen zu Doris` Fall.

Währenddessen kann Magda die Frauenarztraxis im Haus ihrer Vermieterin eröffnen. Die Frauen sind froh, eine Ansprechpartnerin zu haben. Dann aber wird von Magda erwartet, dass sie zu Schwangerschaftsabbrüchen bereit ist. Dazu will sie sich allerdings nicht hergeben. Sie bietet Frauen aber an, sie bei der Verhütung zu beraten. Schon damit muss sie vorsichtig sein. Ihr innerer Zwiespalt wird gekonnt thematisiert.

Celia, die Tochter ihrer Vermieterin, studiert Medizin. Außerdem verdient sie sich Geld als Hilfsschwester im Krankenhaus. Daran ändert sich auch nichts, als ihr Verhältnis zu Edgar Hinnes enger wird. Celia mag ihn, möchte sich aber nicht wieder binden. Ihre erste Ehe steht ihr als warnendes Beispiel vor Augen.

Mit Celia lerne ich die Medizinvorlesungen der damaligen Zeit kennen.

 

„...Meine Herren! Wenden wir uns heute der Operation zu, die sie unzählige Male vornehmen werden. Es handelt sich um die Entzündung der Gallenblase...“

 

Dass auch fünf junge Frauen im Raum sind, interessiert den Herrn Professor weniger.

Es sind die vielen Gespräche, die ein Schlaglicht auf die Zeitverhältnisse werfen. Außerdem entwickelt sich die Technik rasant. Berlin bekommt den ersten Flughafen. Und Celia wird von Edgar auf einen Flug mitgenommen.

 

„...Edgar ließ das Flugzeug noch weiter sinken, sodass es knapp über dem Qualm dahinglitt. Es schien, als wären die weißen Wölkchen greifbar. Nichts, dachte Celia, war vergleichbar mit dem, was sie gerade geschenkt bekam...“

 

Es gibt weitere starke Frauen in der Geschichte, sei es die Rechtsanwältin Ruth oder die Sozialarbeiterin Ina. Trotzdem stellt Celia irgendwann fest.

 

„...Frauen können die schlimmsten Feinde von Frauen sein. Obwohl wir zusammenhalten sollen gegen die Männer, die uns kleinhalten wollen...“

 

Die politische Lage ist schwierig. Einige träumen schon wieder von einem neuen Krieg.Andere suchen Schuldige für die schwierige wirtschaftlich Lage und fachen damit den Judenhass an.

Eine Karte Berlins in der vorderen Umschlagseite und Kurzporträts einiger Protagonisten sowie eine Leseprobe vom folgenden Teil ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Am Ende klärt sich auch, wer für die Messerattacken verantwortlich ist.