Rezension

Fesselnder Kriminalroman, der geschickt Privatleben der Kommissarin und Mordfallermittlung verknüpft!

Blutopfer - Britt Reißmann

Blutopfer
von Britt Reißmann

Bewertet mit 5 Sternen

"Wenn Mut zum Verhängnis wird" So leitet der Klappentext zum Inhalt über und behält recht. Eine Gruppe Jugendlicher praktizieren Mutproben als Eintrittskarte in die Clique. Dabei verletzt sich die 14jährige Mona und entdeckt eine gepfählte Leiche. Zufällig ist Mona die Tochter der ermittelnden Kommissarin Verena Sander. Die gerät unter Druck: einerseits möchte sie ihre Tochter schützen, anderseits gefährdet ihre Befangenheit die Ermittlungen. Sie begeht Fehler, die sie selbst gefährden. Cover: Ein düsteres und gelungenes Cover gibt die Spannung und Abgründe des Krimis vorweg.

Der Schreibstil hat mich mit gekonnter realistischer Ermittlungs-
beschreibung gefangen genommen. Hier geht nicht immer alles glatt und das hat Folgen für die Protagonistin.  Auch die vielen Fährten und Motive haben mich verwirrt und immer wieder in eine andere Richtung suchen lassen. Das beginnt schon mit einem Fragen aufwerfenden Prolog, der einen Menschen unter Schmerzen beschreibt. Die Autorin schreibt flüssig und mit einigen interessanten Dialogen mit Witz und Stuttgarter Mundart ist der Leser schon mittendrin im Sog des Krimis und kann sich kaum mehr losreißen. Bis zum Schluß, der schon fast thrillermäßig rüberkommt, verknüpft die Autorin alle bisher gelegten Spuren und Verdachtsmomente zu einem gelungenen Ende.
Hier erscheint alles logisch und gut durchdacht.

Besonders die Charaktere sind Britt Reißmann gut gelungen. So fühlt man mit Verena Sander mit, denn sie zeigt ihre Hilflosigkeit den Gefühlen ihrer pubertären Tochter gegenüber. Man spürt ihren inneren Konflikt und das berührt. Einerseits möchte sie eine gute und damit rund um die Uhr funktionierende Polizistin sein und andererseits ist sie um das Wohl ihrer Tochter besorgt und möchte ihr viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen. Ein drohender Sorgerechtsstreit um die Tochter und deren Kontakt mit drogendealenden Jugendlichen belastet sie zusätzlich.
Doch auch die anderen Charaktere haben ebenfalls Ecken und Kanten und verschiedenste Probleme. Es geht um eine Jugendgang mit gefährlichen Mutproben und Drogen, um Anhänger der Zeugen Jehovas, die ihrer eigenen Tochter keine Blutübertragung erlauben und damit ihren Tod in Kauf nehmen und um Besucher der Sado-Maso-Szene. Im Laufe der Handlung werden vielfältige Verdächtige präsentiert und der Leser ist atemlos mit dabei. So kommt ein außergewöhnlicher Krimigenuss auf und die überraschenden Wendungen unterhalten erstklassig.

Hier wird ein unvorhersehbarer Krimi abgeliefert, in dem sich menschliche Abgründe auftun, sodass man lesend gefesselt dem Ende entgegenfiebert.
Ein ganz toller Krimi mit viel Potential in psychologischer Sicht!