Rezension

Fesselnder Lesegenuss mit hohem Mitratefaktor

Little Lies. Tausend kleine Lügen, englische Ausgabe - Liane Moriarty

Little Lies
von Liane Moriarty

Dieser Thriller ist eines meiner Lesehighlights 2014. Intelligent konstruierte Handlung, toller Schreibstil und faszinierende Figuren. Top! 4 1/2 Sterne.

Inhalt

Elternabend bzw. Trivia Night in einem Kindergarten in einem der wohlhabenderen Viertel Sydneys. Der Alkohol fließt und auf einmal geht alles drunter und drüber. Man weiß nur: ein Elternteil ist umgekommen. Die Polizei redet von Mord. Aber wer war es? Und wer ist das Opfer?
 

Die drei eigentlichen Hauptfiguren sind Jane, Madeline und Celeste. Jane ist eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Sohn Ziggy neu in die Gegend gezogen ist und mit ihren 24 Jahren deutlich jünger ist als die anderen Mütter. Der Zufall will es, dass sie Bekanntschaft mit Madeline macht und diese nimmt sich Jane an. 

Madeline ist eine der beiden tonangebenden Mütter im Kindergarten, Celeste ihre reiche, bildhübsche, beste Freundin und Überhausfrau mit Zwillingen.

Meine ausführlichere Meinung

Dieses Buch hat mich sehr schnell gefangen genommen. Es beginnt mit der Trivia Night, und dann gibt es einen Rückblick und es wird chronologisch nacherzählt, was der Trivia Night alles vorausging. Zwischendrin reingeschoben werden immer wieder Zeugenaussagen, die einen mächtig spekulieren lassen, wer Opfer bzw. Täter ist. Oder ob es überhaupt ein Mord im klassischen Sinne war.

Eine große Rolle spielt, dass Ziggy - Janes kleiner Sohn - beschuldigt wird, ein anderes Mädchen im Kindergarten zu mobben. Ab da eskaliert alles. Übermütter handeln teils völlig überzogen bzw. sind dermaßen stark in das Leben ihrer Kinder involviert, dass sich die Erwachsenen schnell in die Haare kriegen, Loyalitäten in Frage gestellt und regelrechte Intrigen gestartet werden. 

Ich fand vor allen Dingen die diversen Charaktere und den zwischenmenschlichen Aspekt sehr gut dargestellt. Selbstzweifel der Mütter, beispielsweise. Eheprobleme. Probleme einer Patchworkfamilie. Karriere. Die feste Überzeugung, dass das eigene Kind die Wahrheit sagt. Vergleiche mit anderen Kindern und ihrer Entwicklung bzw. anderen Müttern und Beurteilung ihres Erziehungsstils und und und.

Trotz der eigentlich großen Anzahl der Figuren hatte ich von Anfang an den Überblick und war fasziniert, wenn das anfänglich so perfekte Bild der einzelnen Charaktere Stück für Stück demontiert wird und andere Aspekte und Geheimnisse zu Tage treten.

Zwar hatte ich schnell diverse Theorien entwickelt, wer Opfer und wer Täter sein könnte und warum, doch habe ich diese wirklich sehr oft immer gewechselt. Manche Dinge, die ich vermutet habe, haben sich tatsächlich bewahrheitet. Doch wurde ich auch oft in die Irre geführt und war darum riesig auf die Auflösung gespannt, wo es der Autorin wirklich gelungen ist, mich riesig zu überraschen. 

Fazit

Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, mich viele Theorien entwickeln und großartig mitraten lassen. Der Einblick in die Abgründe mancher menschlichen Seelen bzw. Beziehungen war für mich realistisch und faszinierend. Das eigentliche Ende hat mich absolut positiv überrascht, war aber für meinen Geschmack auch eine Spur zu perfekt gelöst für alle Beteiligten.