Rezension

Fesselnder Regionalkrimi

Böse sind die anderen - Markus Flexeder

Böse sind die anderen
von Markus Flexeder

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber ein paar Deppen gibt`s immer, bloß bei uns nicht so viel wie woanders....“

 

Alle vier Jahre findet ins Landshut ein historisches Fest statt, die Landshuter Hochzeit. Korbinian Lallinger, ein Münchner Journalist, ist dazu auch in die Stadt gekommen.

Eduard Roschmann dagegen interessiert weniger das Volksfest. Er versammelt Ewiggestrige um sich.

Dann findet man am Ufer der Isar einen Toten. Er wird als der Steuerberater Florian Haschberger identifiziert. Die Ermittlungen kommen in die Hände von Kriminalhauptkommissar Zeilhöfer und Oberkommissar Gruber.

In der gleichen Nacht wird ein Mann mit einem Herzinfarkt in die örtliche Klinik eingewiesen und ins künstliche Koma versetzt.

Der Autor hat einen fesselnden und geschickt konstruierten Krimi geschrieben. Die Personen werden gut charakterisiert. Trotzdem lässt der Autor bewusst einige Fragen offen. Dazu kommt, dass ein zweiter Handlungsstrang weit in die Vergangenheit zurückgeht. Hier wird eine unheilvolle Familientradition aufgezeigt. Das grausame Verhalten gegenüber Tieren bringt ein Vater seinem Sohn bei. Der geht dann bei seinem Sohn den gleichen Weg.

Auch der Tote hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er hat zweimal geheiratet und hat außerdem einen unehelichen Sohn mit Aischa, einer Türkin, die zum Katholizismus konvertiert ist. Stefan, der Sohn, ist nicht gut auf seinen Vater zu sprechen. Im Gegensatz dazu kümmert sich Marianne, eine junge Frau, liebevoll um ihren Vater, der nach dem Tod seiner Frau den Boden unter den Füßen verloren hat. Lallinger ist von ihr beeindruckt.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für Abwechslung. Die Atmosphäre während der Landshuter Hochzeit wird gut eingefangen. Gleichzeitig werden die Besonderheiten der Protagonisten und ihre komplexen Beziehungen gekonnt wiedergegeben. Immer wieder sind neue Überraschungen ins Geschehen eingebaut. Dazu gehören auch Rückblicke in die Vergangenheit. Deutlich herausgearbeitet werden die Emotionen der Protagonisten. Annettes Hochmut, Mariannes Trauer, Lallingers Verzweiflung und Stefans Frust sind nur wenige Beispiele dafür. Mit den Protagonisten darf ich durch Landshut spazieren und so ein paar Sehenswürdigkeiten kennenlernen. Ab und an finden sich in der Geschichte sehr sarkastische Bemerkungen. Roschmanns geschickte Argumentationen dagegen ließen bei alle Alarmglocken schallen. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehörte für mich das Gespräch zwischen Lallinger und Ernstl, Mariannes Vater. Hier ging es um Toleranz und Miteinander, Fingerspitzengefühl und fatale politische Entscheidungen. Der Autor versteht es, Bilder vor die Augen des Lesers zu zaubern. Grubers Gesichtsausdrücke bei der Befragung der Domina hätte ich trotzdem gern im Original gesehen. Obiges Zitat sagt Sepp zu seinem arabischen Mitarbeiter.

Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig. Mögliche Verdächtige gibt es etliche, aber an einem passenden Motiv fehlt es. Im Schatten der Menschenmassen kocht mancher sein eigenes Süppchen.

Das Buch wird ergänzt durch Zeitungsausschnitte, die sich auf behandelte Themen beziehen, Ausführungen über die Landshuter Hochzeit und ein Karte von Landshut.

Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier werden viele aktuelle Themen spannend miteinander verwoben.