Rezension

Fesselndes Frauenschicksal

Das Seelenhaus - Hannah Kent

Das Seelenhaus
von Hannah Kent

Dieses Buch gewährt über verschiedene Erzählstränge einen Einblick in das raue, sehr entbehrungsreiche Leben im schroffen Island Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Dienstmagd Agnes, die zum Tode verurteilt wurde, erzählt einem jungen Vikar ihre Lebensgeschichte, angefangen von der Kindheit bis zum Zeitpunkt des Todes von Natan, ihrem Dienstherrn. Die ungewöhnlich gebildete und etwas kräuterkundige Agnes ist den Bauern unheimlich. Aberglauben herrscht zu dieser Zeit und die meisten Bauern konnten nicht lesen. Teilweise wurde Agnes von ihren Arbeitgebern verboten, Bücher zu lesen.  Das Mädchen musste sich, wie so viele Dienstmägde, von ihren Dienstherren und den Knechten so einiges gefallen lassen.

Am Anfang der einzelnen Kapitel hat die Autorin Dokumente aus dem Archiv, wie z. B. Briefe an den Landrat oder ein Verzeichnis über den Besitz von Agnes und der ebenfalls zum Tode verurteilten Sigridur, in die Geschichte eingewoben. Das fand ich sehr interessant und sehr ernüchternd. Die beiden Frauen haben nicht sehr viel besessen.

Ich bin ja immer etwas misstrauisch, wenn eine Autorin eine Geschichte über eine Person, die in einem fremden Land lebt, erzählen möchte. Diese tragische Geschichte von Agnes beruht auch noch auf einer wahren Begebenheit. Hier wurde ich positiv überrascht. Die Australierin Hannah Kent hat die raue, einsame und etwas melancholische Atmosphäre auf Island sehr gut eingefangen. Sie hat wohl sehr genau recherchiert. Ihr Erzählstil ist sehr fesselnd und spannend. Das Buch habe ich an einem Ferientag verschlungen.

5/5 Sterne für diesen sehr interessanten und spannenden Einblick in das Leben von Agnes. Ein mehr als gelungenes Debüt.