Rezension

Fey von Hassells wahre Geschichte eindringlich erzählt (1944/45)

Bis wir uns wiedersehen -

Bis wir uns wiedersehen
von Catherine Bailey

Bewertet mit 5 Sternen

20. Juli 1944 und eine Mutter und deren Suche nach ihren geraubten Kindern

In den ersten 8,5 Monaten dieses Jahres hatte ich schon einige Male das Gefühl, mein diesjähriges Lesehighlight in den Händen zu halten. Für Catherine Baileys auf wahren Begebenheiten basierenden historischen Roman "Bis wir uns wiedersehen - Eine Mutter, ihre geraubten Kinder und der Plan, Hitler umzubringen" trifft das aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich zu und deshalb spreche ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!
Das Buch verfügt über Fotos relevanter Personen und Orte, eine Suchanzeige, Karten zu Frontverlauf und "Reise"route, Personenverzeichnis, Quellennachweise und einen Überblick, was aus den wichtigsten Personen wurde, was ich alles als interessant und hilfreich empfand!
Im Mittelpunkt des sich nur auf reale Personen beziehenden erzählten Geschehens stehen 
Fey von Hassell, Tochter des in Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 hingerichteten 
Ulrich von Hassell und Ehefrau des Italieners 
Detalmo Pirzio-Biroli, sowie deren Kinder
Corrado Pirzio-Biroli (* 25. November 1940) und
Roberto Pirzio-Biroli (* 25. Februar 1942).
Fey und ihre Söhne waren 1944/45 Sippenhäftlinge der SS. Kurz nach der Gefangennahme wurde Fey von ihren Jungen getrennt, denn es war beabsichtigt, diese später unter anderen Namen zur Adoption in linientreue Familien zu geben. Fey selbst wurde mit anderen verhafteten 20. Juli-Angehörigen (u. a. Stauffenbergs und Goerdelers) von Himmler als Privatgeisel für den immer wahrscheinlicher werdenden Fall des Ausbleiben des "Endsieges" betrachtet.
Die Mutter wird durch das Wissen, dass die Kleinen sich altersbedingt äußerlich rasch und stark verändern und ihre Erinnerungen an die früheren Lebensumstände zunehmend verblassen könnten, belastet, denn ein Wiederfinden dürfte damit immer schwieriger werden. Falls es angesichts der vielen verschiedenen Bedrohungen überhaupt Überlebende geben würde.
Die Erzählweise ist sachlich und doch zugleich unglaublich spannend. Der Leser erlebt die gefährliche Odyssee durch Italien, Österreich und Deutschland, bei der Fey oft in Lebensgefahr gerät, hautnah mit.
Der erwähnten Erzählweise zum Trotz  kamen mir am Ende die Tränen.
Es zeigen sich charakterliche Abgründe,  Mitläuferschaft, menschliche Schwächen aber auch Treue, Ehrgefühl, ja - Heldentum, Opferbereitschaft und Zivilcourage.
Man trifft auf viele aus unterschiedlichen Sparten bekannte Namen wie beispielsweise Schuschnigg, Bonhoeffer, Pius XII, Helmut Schmidt, Leon Blum, Bernadotte, Truman, Eisenhower, Churchill und Mussolini sowie natürlich jede Menge deutsche NS-Politiker und Soldaten.