Rezension

Freundschaften

Bei Licht ist alles zerbrechlich -

Bei Licht ist alles zerbrechlich
von Gianni Solla

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil erzählt Davide, der Schweinehirt ohne Schulbildung, aber voller Wissensdrang, über seine Freundschaft mit Teresa und Nicolas, dem Judenjungen, der 1942 auf Anordnung von Mussolini ins Dorf kam. Da sein mit strenger Hand herrschender Vater Davide den Schulbesuch nicht gestattete, lernt er heimlich bei seinen Freunden das Schreiben und Lesen, sowie einen menschlichen Umgang miteinander.
„Seit ich auf der Welt war, hatte ich noch nie zwei Menschen miteinander reden hören, ohne dass der eine den anderen niedermachte oder recht haben wollte“

Wie es Davide erging, nachdem er schon recht früh seine Familie und das Dorf verlassen hatte, um in Neapel Fuß zu fassen, erfahren wir im zweiten Teil des Buches. Erstaunlich, was für eine Entwicklung er hinlegt! Seine Jugendfreunde hat er dabei nie ganz vergessen.

Während einer Schaffenskrise kehrt er im dritten Teil des Romans zurück in seine alte Heimat, die er nach dem Krieg weniger verändert vorfindet, als er dachte. Hier schließt sich der Erzählkreis auf eine unerwartete Art und Weise:
„… abermals überlagerten sich unsere Leben wie ganz am Anfang ...“

Ich habe Davides Erzählungen gern gelesen. Sie sind in einem lockeren Stil gehalten, eben so, wie man sich die Stimme eines einfachen Dorfjungen vorstellt. Je älter er wird, desto mehr denkt er über sein Leben und dessen positive Wendungen nach. Sein neuer Beruf als Schauspieler hilft ihm dabei. Wie sehr Freundschaften das Leben beeinflussen können, ist sehr schön herausgearbeitet – auch wenn so manche Entwicklung unglaublich ist. Aber das muss jeder Leser und jede Leserin für sich selbst beurteilen.

Gianni Solla ist Jahrgang 1974 und lebt mit seiner Familie in Neapel. Er schreibt Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ich kann dieses Buch, das in zwölf Sprachen erschienen ist, auf jeden Fall empfehlen.