Rezension

Führ ein Leben, das nicht deines ist, denn sie wollen es so

Becoming Elektra - Christian Handel

Becoming Elektra
von Christian Handel

Wer den Film „Die Insel“ gesehen hat, der dürfte sich zumindest ansatzweise vorstellen, wie die Produktion und Aufbewahrung von Klonen aussehen könnte. Warum ich das erwähne? Weil es im Buch ähnlich zu geht. Isabel ist ein Klon, weiß dies auch und lebt mit anderen ihrer Art in einem Institut. Schon am Anfang wurde mir klar, das ich es hier nicht mit einfachen Kopien ihrer Originale zutun hatte, sondern mit selbst denkenden Lebewesen. Ein wenig gruselig, aber trotzdem eher abstoßend, da  die Klone genau wissen für was sie da sind. Wenn sie gerufen werden, heißt dies meist, das ihr Original etwas brauch.

 

Auch wenn mich der Start ins Buch sehr an den oben genannten Film erinnerte, gab es zum Glück genügend Abweichungen, um der Geschichte ihre eigene Form zu geben. Im Buch erlebt man Kinder bis junge Erwachsene, die an ihrem Institut darauf warten, entweder gebraucht zu werden oder nach einer geraumen Frist in die Freiheit dürfen. Gerade der letzte Aspekt gab mir viel Hoffnung, da sich alle Klone wie echte Menschen Menschen anfühlten, was wohl daran lag, das sie eigentlich welche waren. Sie hatten Gefühle, spürten Schmerz und waren komplett eigene Charaktere. Gerade das brachte mich stark zum Nachdenken.

 

Schließlich kam der Tag, an dem Isabel aufgerufen wurde. Hier hatte mir ja die Kurzbeschreibung bereits verraten, was passieren dürfte, weshalb ich eher darauf gespannt war, wie sich die Geschichte weiter entwickeln würde. Immerhin musste ein Klon ohne viel Wissen von außerhalb, ein Leben einnehmen.

 

Dies tat sie auch und musste sich dafür durch einige Hindernisse boxen. Kein Wunder, immerhin trauerten sie um ein verlorenes Kind und mussten ihr Ebenbild nun stets sehen. Doch mit Grund, denn Elektras Tod geschah nicht natürlich. Somit hatte sich der anfangs leicht SciFi-lastige Roman zu einem Krimi entwickelt, da man den Mörder immer noch draußen vermutete. Mir gefiel das sehr gut, da ich mich stets fragen musste wem ich vertrauen kann. Ich hatte am Ende bei vielen Charakteren ein schlechtes Gefühl, wurde dann aber doch überrascht.

 

Das Zusammenspiel der Charaktere mit dem Umfeld war umwerfend. Es war gerade zu faszinierend zu erleben, wie Isabel, für uns, normale Dinge komplett neu entdeckte. Trotzdem hätte ich mir gewünscht das man gerade bei den Beschreibungen der Charaktere etwas tiefer gegangen wäre. Gerade das Äußere blieb für mich größtenteils verborgen, was ich sehr schade fand, da ich gerade bei einer starken Charakter-Auswahl mehr möchte als eine Ahnung. Ich möchte und brauche da konkrete Details.

 

Trotzdem hatte ich natürlich meinen Spaß mit dem Buch, was nicht nur an der Story selbst lag, sondern auch am wunderschönen Cover. Ich freue mich bereits jetzt noch weitere Bücher des Autors zu lesen, da er großartige Ideen zu haben scheint.

Mein Fazit

Auch wenn mich die Story packte, hätte ich mir ein paar mehr Details rund um die Charaktere gewünscht. Sie wirkten zu platt und waren an einigen Stellen nicht wirklich greifbar. Allerdings schaffte es der Autor die Politik rund um mein Klon-Projekt sehr natürlich und realistisch aussehen zu lassen. Ich konnte dadurch die Welt besser verstehen und was in ihr anders war als in unserer. Und ja, es war faszinierend.