Rezension

Für Leser, deren Horizont über den Tellerrand des Erklärbaren hinausreicht, ist dieses Buch auf jeden Fall das richtige – gespickt mit vielen Gedankenanstößen.

Aleph - Paulo Coelho

Aleph
von Paulo Coelho

Bewertet mit 4 Sternen

Das Wort “Aleph” bezeichnet den ersten Buchstaben im hebräischen Alphabet und hat den Zahlenwert 1. Doch in Paulo Coelhos neuem Buch ist das Aleph etwas anderes; es bezeichnet ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum zusammenfallen und in das der Protagonist des Buches immer wieder eintaucht.

Der Schreibstil ist typisch für Coelho. Passagen, die zum Nachdenken anregen, in wundervolle Worte gekleidete Aussagen und ein flüssiger und interessanter Textverlauf machen das Lesen zu einem ganz besonderen Erlebnis – man würde sich am liebsten ‘reinlegen’. Aufgeteilt ist das Buch in 27 betitelte Kapitel mit denen die Reise besser aufgeteilt wird – denn diese ist mit 9288 km sehr lang.

Erste Vermutungen legen nahe, dass es sich bei “Aleph” um einen autobiographischen Roman handelt. Er wird aus der Sicht eines Autors geschrieben, der Paulo Coelho selbst zu sein scheint. Alle Details lassen eigentlich nur diesen einen Schluss zu und doch ist es nicht zu 100% sicher, da im ganzen Roman nicht einmal der Name des Protagonisten genannt wird. Allerdings gibt es am Schluss eine Anmerkung vom Autor in der er schreibt, dass er Hilal nur noch einmal wieder gesehen hat – also kann man sich wohl sicher sein, dass Coelho seine eigene Geschichte erzählt – zumindest zu einem großen Teil.

Und diese Geschichte hat mich wahnsinnig gefesselt und inspiriert. Schon alleine die Idee mit der Transsibirischen Eisenbahn tausende von Kilometer zurückzulegen, mehrere Zeitzonen zu durchqueren und soviel von Land und Kultur zu sehen, finde ich total faszinierend. Auf der anderen Seite die Fähigkeit ins Aleph, in ein Paralleluniversum, bzw. unsere eigene Vergangenheit zu reisen. Der Protagonist findet langsam heraus, dass er in einem anderen Leben für den Tod von acht Frauen die Verantwortung trug und dass eine dieser Frauen Hilal (natürlich auch in einem früheren Leben) war – was sie aber nicht weiß. Er kann mit dieser Schuld nicht leben und sucht Vergebung.

Am meisten gefallen hat mir auf jeden Fall der erste Teil des Buches, der sich über ungefähr 50 Seiten erstreckt. Hier stellt sich der Protagonist sehr viele Sinn-Fragen und denkt darüber nach, was ich sehr poetisch fand. Von mir aus hätte sich das durch den ganzen Roman weiterziehen können, aber das lässt leider nach, wenn er dann auf die Reise geht. Der Rest des Buches ist aber keinesfalls schlecht – nur eben nicht mehr ganz so poetisch.