Rezension

ganz leckere Nachspeisen, wenig Abwechslung in den Hauptgerichten

Eschi Fieges Mittagstisch - Eschi Fiege

Eschi Fieges Mittagstisch
von Eschi Fiege

Die Äußerlichkeiten:
Das Buch hat ein fast kompaktes Format. 24.5 x 19,5 und gut 2,5 cm dick. Der Einband wirkt rustikal und ist in anthrazit gestaltet, mit Umrissen von Obst und Gemüse in einem schönen pink.
Drumherum ist eine Banderole, die von sich selbst behauptet sie sei ein Tischtuch.
In der Tat kann man die Banderole auseinanderfalten. Außen ist sie pink kariert und enthält den Buchtitel und hinten den Klappentext. Innen ist sie rotkariert, wie eine zünftige Tischdecke. Aber ehrlich gesagt wäre sie viel zu schade um sie einmal zu gebrauchen und dann zu verschmuddeln. Also bleibt sie um das Buch, wo sie hingehört.
Die Bilder in dem Buch sind natürlich gehalten. Oft wird die Köchin in der Bewegung gezeigt, beim Einkaufen, Kochen oder mit ihren Gästen beim Auftischen. Die Rezeptfotos sind geschmackvoll und laden zum Nachkochen ein.
Ein weiteres pfiffiges Detail, wie ich dachte, ist die rotkarierte Tischdecke, die auf einem Bild als Fahne vom Balkon hängt. Später wird erläutert, dass dies bedeutet, dass es bei Frau Fiege Mittagessen gibt. So kann man sich auch Leute einladen. (Zumindest die eingeweihten, von denen es nach Erscheinen des Buches ein paar mehr sein werden.)
An diesem Tischtuch-Detail sieht man, dass das Konzept des Buches durchgängig ist. Denn nicht nur die Banderole und die Fahne aus Tischtuch wiederholen sich, sondern auch die einzelnen Kapitel sind in rotkariert unterlegt und machen den Eindruck einer Tischserviette. Das hat mir gut gefallen.
Der Inhalt:
Die Autorin/Köchin plauscht über sich und ihr Leben und ihre Liebe zum Kochen und Bewirten von Gästen. Dies tut sie ausgelassen und fröhlich und mit dem ein oder anderen Witz auf den Lippen.
Einige Rezepte beginnen sogar mit kleinen Anekdötchen oder Tipps zum Rezept.
Die Köchin lässt uns so nicht nur in ihre Töpfe schauen, sondern auch in ihren Alltag und manchmal ein wenig in ihre Seele. Ausrufe in den Rezeptbeschreibungen alla „Jawollja“ oder „My eagerness comes in Sandals!“ lockern die puren Arbeitsanweisungen enorm auf.
Dieses Kochbuch LIEST man gerne durch! Man stößt auf so manche sprachliche Besonderheit, die es in „nackten“ Rezeptbüchern nicht gibt.
Die Köchin wirft sogar die Frage auf, wem denn die Rezepte gehören, wo sie doch jeder nach belieben verändern kann, und sei es nur durch eine Zutat. Fiege ist sich sicher: Allen gehören die Rezepte. Ihre Rezepte SOLLEN sogar übernommen und abgewandelt werden, denn nur so bliebe die Kochkultur lebendig.
Ein weiterer Punkt der mir gefällt ist die mehrfache Verwendung einer „Beilage“. Wie hier die geschmorten Tomaten. Sie werden gleich mehreren Rezepten beigefügt und es gibt sogar noch einen Aufbewahrungstip obendrein, damit diese auf Vorrat machen kann.

Die Köchin hat eine Leidenschaft für Tartes, dies gibt sie offen zu. Leider teile ich diese Leidenschaft mit ihr nicht ganz und so ist es für mich ein Minuspunkt, dass viele der Hauptgerichte Tartes sind, oder eben mit Eiern und Mehl zubereitet werden. „Kuchen“ ist für mich kein Hauptgericht, auch wenn er herzhaft ist.
Als weiteren „Kritikpunkt“ muss ich wohl zugeben, dass mir das Österreichische nicht so liegt und ich meinen Topfen gerne weiterhin Quark nenne. Da bin ich mir wiederum mit der Köchin einig, ihr geht es andersrum genau so. Ihr Quark ist und bleibt Topfen… Na, dann ist das eben so. Ein wenig Lokalpatriotismus darf ja wohl sein. *lach* Zumindest hatte sie die Güte, die österreichischen Begriffe zu übersetzen. Nicht, dass zwischen uns noch eine austria-deutsche Freundschaft entsteht. ;-)

Was vielleicht noch fehlt wäre ein Symbol für Gerichte, die einige Zeit an Vorbereitung brauchen. Z.B. Zucchini, die ein paar Stunden in Salz eingelegt werden sollen, oder Beim Syllabub sollen die Flüssigkeiten über Nacht durchziehen. Das liest man erst in der Rezeptbeschreibung und ist überrascht, dass man nicht gleich durchstarten kann. Entweder man verzichtet auf die "Einwirkzeit" oder man macht das Gericht dann erst am nächsten Tag, was eigentlich ein No-Go für spontanes Kochen ist.

Zum Schluss sind mir noch 2 Fehler ins Auge gestochen. Einmal wird ein Menüvorschlag gemacht und das Hauptgericht soll auf Seite 50 sein. Dort befinden wir uns aber gerade mit dem Menüvorschlag. Das Rezept findet sich tatsächlich auf Seite 101.
Auf Seite 119 befindet sich ein Schreibfehler, denn dort steht schlichten aber gemeint ist sicherlich schichten.Dies sind ärgerliche Kleinigkeiten (sicher besonders für Verlag und Autoren) aber mir macht das nicht viel aus. So habe ich immer ein „Unikat“ in meinem Regal.

Apropos. Dieses Buch ist wirklich ein Unikat unter den Kochbüchern. Ein so fröhliches, lebhaftes Kochbuch habe ich persönlich noch nicht in Händen gehabt.
Da mir die Hauptgerichte ja nicht so gut gefallen, möchte ich besonders die leckeren, und wirklich zahlreichen Nachtische in diesem Werk erwähnen.
Von denen mache ich bestimmt noch ein paar nach. Die sehen nämlich phantastisch aus!

Mein Fazit:
Ein gelungenes Kochbuch welches nur aufgrund von geschmacklichen Differenzen zwischen der Autorin und mir leicht schwächelt. Daher neutral gesehen eine absolute Kaufempfehlung.
Das Kochbuch ist zwar rein vegetarisch, aber das lässt die Köchin gar nicht so bewußt raushängen.
Und ganz ehrlich... Wenn man Fleisch braucht, dann brät man sich einfach ein Scheibchen als "Beilage" dazu.