Rezension

Ganz okay...

Küsse im Aprikosenhain - Persephone Haasis

Küsse im Aprikosenhain
von Persephone Haasis

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach "Ein Sommer voller Himbeereis" wartete ich gespannt auf den neuen Roman von der sympathischen Autorin Persephone Haasis und hatte aufgrund ihres mir bereits bekannten, wunderbaren Schreibstils recht hohe Erwartungen an das Werk.

Nathalies Freund bittet sie um etwas Abstand - er möchte sich nach vier gemeinsamen Jahren über seine Gefühle für sie klarwerden; hierzu reist er mit dem gemeinsamen (von ihr bezahlten) Campingwagen ins sonnige Frankreich. Mit dabei ist allerdings auch seine flirtlustige Arbeitskollegin…die er kurzerhand zu seiner neuen Freundin erklärt und Nathalie per Postkarte den Laufpass gibt. Ziemlich bitter, oder? Nathalie lässt diese Schmach nicht auf sich sitzen und reist dem Möchtegern-Blogger, der sie schon viel zu lange mit plumpen Ausreden abgespeist hatte, wutentbrannt hinterher. Eine Autopanne später und nachdem sie sämtliche Wertsachen unterwegs verloren hat, steht sie mitten in der französischen Pampa einem muffeligen Traktorfahrer gegenüber: Felix. Gnädigerweise nimmt dieser Nathalie und ihren Findelhund mit in den nächsten Ort und ahnt nicht, dass Nathalie demnächst ein Gästezimmer auf seinem Hof beziehen und sich bald in das Herz seiner Familie schleichen wird. Doch Felix hat der Liebe abgeschworen und außerdem will die Deutsche ohnehin bald wieder abreisen. Oder…?

Die Location ist einfach traumhaft gewählt worden – die detaillierten Beschreibungen zaubern direkt die wunderschöne Natur Frankreichs herbei – blühende Lavendelfelder, wohin das Auge blickt. Ein reizendes, verschlafenes kleines Dorf, wo jeder jeden kennt. Ein Aprikosenhof mit einer Familie, die so herzlich ist, dass man am liebsten nicht mehr abreisen möchte. Auch das mit Früchten verzierte und in kräftigen Farben gehaltene Cover fängt das Wohlfühlfeeling perfekt ein!

Die Figurenzeichnung von Nathalie hat mir insbesondere am Anfang des Romans sehr gefallen – man lernt sie schnell kennen und mögen; vor allem, als sie sich des ausgesetzten kleinen Hundes angenommen hat, sammelte sie jede Menge Pluspunkte bei mir.

Im Laufe der Handlung schleichen sich aber leider einige Längen ein. So gut mir die Atmosphäre und der Aufbau der Geschichte gefallen haben, so zäh sind teilweise manche Passagen im MIttelteil. Die viel zu ausführlichen Beschreibungen von der Marmeladen- bzw. Naturkosmetika-Herstellung kamen mir ungeheuer langatmig vor und bremsten die eigentliche Story aus. Das Prickeln zwischen Nathalie und Felix war für mich kaum spürbar. Auch die Tatsache, dass die Hofbesitzer ohne Nathalie komplett verloren und überfordert schienen mit ihrem regulären Alltag, wirkte auf mich ziemlich unglaubwürdig. Plötzlich taucht eine Marketing-Fachfrau bei ihnen auf, die sich mit Handlettering auskennt, ein paar Schildchen zeichnet und dank eines aus heiterem Himmel wiedergefundenen alten Kräutertagebuchs den ausschlaggebenden, womöglich rettenden Geistesblitz hat – naja … Die angenehmen Nebenfiguren gleichen dieses Manko gut, wenn auch nicht vollständig aus.

Fazit: An den Vorgängerband reicht das Buch leider bei Weitem nicht heran, doch es ist eine nette Geschichte für zwischendurch, die man gerne lesen kann, um sich den Sommer für ein paar Stunden zurückzuholen.