Rezension

Gar nicht mehr so ferne Zukunft

Der Store - Rob Hart

Der Store
von Rob Hart

Bewertet mit 4 Sternen

Gefährlich nahe

Wir begeben uns in die MotherCloud ein Internet-Versand-Handel wie wir ihn kennen. Nur ein wenig in der Zukunft, die gar nicht so weit weg ist. Glaube das kann man schon gar nicht mehr dystopisch nennen, all das was Rob Hart hier beschreibt haben wir bereits. Smarte Uhren, Hightech vom Feinsten und Überwachung und Drohnen. Auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen. Alles was wir übers Internet tun, jede App weiß was wir mögen, lesen, kaufen und wie unser Puls gerade ist. Wir lassen das zu. Wir wissen das Mitarbeiter ausgebeutet werden, wir wissen das die Innenstädte deshalb kaputt gehen. Stattdessen bauen sie weiter Malls in denen sich nur noch die Jugend zum Rumhängen trifft, weil es cool ist. Oder gehst du da wirklich gerne einkaufen? Ich nicht. Ich war gerne in der richtigen Innenstadt, an der frischen Luft.

Vieles findet man heute in den kleinen Läden nicht sofort und will es aber sofort haben. Was macht die Kundin die nicht bis morgen 11:00 warten kann? Bestellt ihr Buch über das Internet und lässt den netten Buchhändler, der ihr vorher erst ein ausführliches Beratungsgespräch geboten hatte, meckernd stehen. Ihr Buch kommt am nächsten Tag mit der Post, zerquetscht steckt es im Briefkasten. War es das wert?  

Wie sind wir denn da hingekommen? Alles was erst wie ein Vorteil aussieht, zieht viele Nachteile mit sich. Ich habe zwar meinen Monitor bekommen, Tastatur und Maus auch. 

Ja, ich bin da keine Ausnahme. Auch ich kaufen nicht immer lokal. Denn gerade ist es auch schwierig lokal an ein Trampolin, an eine Monitor und Zubehör zu kommen. Das große A.  aber liefert. 

Einfach, nee? Man muss nicht vor die Türe, paar Klicks und dann sitzt man zu Hause und muss auf den Boten warten. Das nervt uns aber auch wieder. Ja was denn jetzt? Und dann packt der Bote das Buch oder andere Ware lieblos an. Hilfe. 

Tief im Innersten wissen wir doch, dass das Mist ist. Ganz ehrlich und man macht es doch immer wieder. Da kann man sich schon selbst nicht mehr leiden. 

Aber wie heißt es so schön. Entweder alle machen mit oder es funktioniert nicht. Und es funktioniert für diesen großen Konzern im Internet den jeder kennt. Aber wie geht es den Mitarbeitern? Müssen die vielleicht wirklich schon so ausartend schuften wie es in „Der Store“ beschrieben ist? Die Uhr zeigt dem Mitarbeiter an, was er machen muss. Die Uhr öffnet Türen, die Uhr zeigt dein Ranking an. Bist du 5 bist du gut. Bist du 3 solltest du schleunigst besser werden, bist du 1 fliegst du. Kann sein, dass man erst mal schaut und dich von einem Posten zu einem anderen schickt, der noch schlechter ist als der, bei dem du warst. Da kriege ich Hörner. Und man kann nichts dagegen tun. Die Cloud ist mächtig. Draußen herrscht Öde. Da willst du auch nicht. In der Cloud geht es dir noch gut, wenn du Leistung bringst. Draußen ist nichts. Ödland. Dafür aber bringt dir die Drohne binnen Stunden deine bestellte Ware. Gefällt mir das jetzt wirklich?

Die Story hat hier 2 Protagonisten, die aus unterschiedlichen Gründen ein Bewerbungsverfahren durchlaufen, um in der Cloud aufgenommen zu werden. 

Und diese Story ist es dann auch, die sich leider zieht. Da finde ich, hätte Rob Hart anderes auffahren müssen. Der Grundgedanke ist aber gut und hat mich am Buch festhalten lassen. Definitiv macht das Buch nachdenklich. Aber bringt es auch zum umdenken? Ich denke der Zug ist längst abgefahren. Wir kaufen im Internet. Ich muss zugeben das Umdenken hat noch nicht begonnen. Weil wir so bequem sind. Es wird uns so einfach gemacht und Daten, ja die hat ja schon jeder. Jo! 

Tja, so lange wir so denken, wird die Zukunftsversion von Rob Hart bald keine mehr sein.

Und das schlimme daran ist, was solche Internet-Konzerne mit uns machen. 

Sieht man doch gerade. Bücher kann man kaum bekommen, sondern nur das was in der Corona-Krise gerade relevant ist. War ein Trampolin relevant? Komisch, oder? Bücher nein – Trampolin ja. Da wird doch schon wieder diktiert. Und was wir ja nicht sehen, sind die Menschen hinter Amazon. Genauso wenig wie im Buch die Leute wissen, wie krass es den Mitarbeitern der Cloud geht. Die wohnen, arbeiten und leben dort. Alles wird überwacht. Krank sein? Ach was denn. Mit dem gebrochenen Arm kannst du doch noch weiter machen. Phu! Geld ist auch nichts mehr Wert. Gezahlt wird in Credits, welche ja dann quasi sofort wieder in die Cloud fließen. Die verlieren ja nichts. Nur die Mitarbeiter verlieren ihre Identität. 

Auch haben Lese- Vorgänger schon das gleiche gesagt, ich sage es aber auch das sich „Der Store“ einreihen kann an „Fahrenheit 454“ oder „Schöne neue Welt“ und „1984“. Teils sind diese Dinge, die dort beschrieben wurden, ja auch passiert. In jeder Geschichte steckt in Körnchen Wahrheit. Wir sind nur nicht bereit, diese zu sehen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. April 2020 um 17:22

Wofür ist der Punkeabzug? Interessanter Bericht, aber eine Rezension ist das nicht.

schokobook kommentierte am 17. April 2020 um 20:56

Hallo wandagreen, der Punkteabzug ist, weil das Buch sich sehr zieht. Ich schreibe doch das der Autor die Story um die Protagonisten herum sehr in die Länge zieht. Schade, dass dir mein "Bericht" wie du ihn nennst, nicht zusagt Ich finde man darf auch mal nach Gefühl schreiben bei solchen Themen. Jeder der "Der Store" liest wird direkt Verknüpfungen ziehen. Und ich habe die Rezension nicht nur hier veröffentlicht. Das Buch zu beschreiben, wie du dir das jetzt wünscht, ist schwierig, man würde zu viel verraten. Schönen Abend, Foxi.