Rezension

Gefährliche Bilder...

Öffne die Augen - Franck Thilliez

Öffne die Augen
von Franck Thilliez

Bewertet mit 4 Sternen

Lucie Hennebert, Ermittlerin bei der Kriminalpolizei in Lille, erhält eines Nachts einen mysteriösen Anruf eines Freundes: Er ist voller Panik, denn der leidenschaftliche Filmsammler hatte einen alten Streifen betrachtet – und ist nun vollständig erblindet. Als Lucie den Film selbst in Augenschein nimmt, stößt sie auf verstörende Bilder, deren Botschaft sie nicht entschlüsseln kann. Sie bittet Claude Poignet, einen Restaurator alter Filme, um Hilfe – doch der wird wenig später ermordet aufgefunden. Etwa zur gleichen Zeit trifft Hauptkommissar Sharko am Schauplatz eines grausigen Leichenfundes ein: Fünf Männer sind am Ufer der Seine entdeckt worden, ihnen allen wurde das Gehirn entnommen. Lucie und Sharko ermitteln, und schnell wird klar, dass es einen diabolischen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt.

Was hat es mit dem Kurzfilm aus den fünfziger Jahren auf sich, der von einem Filmliebhaber aus einem Nachlass erstanden wurde und bei ihm zur plötzlichen Erblindung führte? Doch nicht nur das - dieser Film scheint noch gefährlicher zu sein: er ist die Ursache einer ganzen Serie von Morden, bringt den Menschen, die ihn sehen, den Tod. Kommissarin Lucie Hennebert von der Kriminalpolizei in Lille steht vor einem Rätsel.
Der Pariser Hauptkommissar Franck Sharko wird als Profiler zu einem anderen mysteriösen Mordfall hinzugezogen. Fünf Leichen junger Männer wurden am Ufer der Seine in der Normandie gefunden. Allen wurde die Schädeldecke aufgesägt, das Hirn entnommen und die Augen ausgeschält. Zwei Fälle, die augenscheinlich zunächst nichts miteinander zu tun haben. Doch im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass sie sehr wohl miteinander verbunden sind - und dass die Ermittlungen auch die Polizisten gehörig in Gefahr bringen...

Franck Thilliez entwirft hier einen vielschichtigen und intelligenten Plot mit Elementen aus Verschwörungstheorien, Filmgeschichte, Neurowissenschaft, Spannung, Brutalität und Grausamkeit. Neben rasanten Episoden lässt sich der Autor auch ausreichend Zeit, um Sachverhalte zu erklären oder Personen sich entwickeln zu lassen. Für mich eine gelungene Mischung, da mich die angesprochenen Themen durchaus interessieren.
Neben dem eigentlichen Handlungsstrang, dem eine sehr fundierte Recherchearbeit zugrunde liegt, waren es die Hauptfiguren des Thrillers, die ich interessant herausgearbeitet fand. Lucie Hennebert ist eine alleinerziehende Mutter von kleinen Zwillingsmädchen, die eigentlich vollkommen in ihrem Beruf aufgeht, dabei aber versucht, den Spagat zwischen beruflichem und privatem Leben zu schaffen. Franck Sharko dürfte eigentlich gar nicht mehr als Hauptkommissar arbeiten, da sich bei ihm nach dem Tod seiner Frau uns einer Tochter vor einigen Jahren eine Schizophrenie manifestiert hat, die er auch mit medizinischer Unterstützung nicht in den Griff zu bekommen scheint. Doch hält sein Vorgesetzter große Stücke auf ihn und sein Können, und so ermittelt er weiterhin als Profiler. Im Laufe des Thrillers werden immer mehr Hintergründe aufgedeckt, und so wie die Handlung selbst werden auch die Figuren des Thrillers immer vielschichtiger und lebendiger.

Allein das Ende hat mich nicht wirklich überzeugen können. Eher unspektakulär und im Vergleich zum übrigen Teil der Geschichte doch recht kurz gehalten. Logisch zwar, aber doch nicht mehr wirklich überraschend.
Der Epilog allerdings - der hat es noch einmal in sich. Und deutet an, dass es wohl eine Fortsetzung gibt um die beiden Kommissare...

Insgesamt ein vielschichtiger und intelligent gestrickter Thriller mit interessanten Figuren, der sich phasenweise Zeit lässt, aber die Spannung im Nacken stets präsent hält.
Sicher nicht mein letztes Buch von Franck Thilliez...

© Parden