Rezension

Gefühle machen unser Leben aus

Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil? -

Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?
von Nora Imlau

Bewertet mit 3 Sternen

„Ich bin Juli Krokodil.
Ich lache gern und laut und viel.“

Doch Juli lacht nicht nur viel. Sie weint auch sehr oft. Eigentlich immer, wenn etwas schief geht. Wenn sie mit Situationen, Forderungen und Gefühlen überfordert ist. Nicht nur durch die eigenen. Auch die Gefühle und Missgeschicke von anderen gehen ihr sehr nah. Selbst bei großer Freude kommen die Tränen. Und das verstehen die anderen oft nicht. Die einen wollen sie aufheitern; die anderen sagen, dass die Tränen Schauspiel seien. Nur Papa scheint Juli zu verstehen. Der nimmt sie in den Arm. Gibt ihr Halt und lässt sie weinen.

„Denn Weinen ist manchmal sehr wichtig
und tust du es, dann spürst du richtig,
wie alle Traurigkeit in dir
herausfließt, so wie jetzt aus mir.

Beim Weinen ist es wie beim Lachen:
Ich muss dagegen gar nichts machen.

Wenn meine Welt zusammenfällt,
brauch ich nur jemand, der mich hält.“

Das kleine Krokodil soll Mut machen

Das gereimte Pappbilderbuch „Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?“ soll Kindern ab zwei Jahren Mut machen, ihre Gefühle offen zu zeigen. Sich nicht für Tränen zu schämen. Denn manche Kinder fühlen einfach mehr als andere Kinder. Autorin Nora Imlau prägte für sie die Bezeichnung: gefühlsstarke Kinder. Und genau denen zeigt Juli hier, dass sie nicht alleine sind. Sie ok sind.

Wichtiger finde ich fast, dass das Kinderbuch den Eltern zeigt, dass ihr Kind ok ist. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Denn ich selbst war auch so ein Kind. Auch heute weine ich noch viel. Lasse mich von den Gefühlen anderer mitreißen und auch schnell mit Lachen anstecken. Das alles habe ich mir nie nehmen lassen. Denn Gefühle machen unser Leben doch erst aus. Lasst sie uns voll auskosten. Ich hoffe, dass dieses Buch vielen Eltern und Kindern den Mut gibt, zu ihren Gefühlen zu stehen.

Allein diese Botschaft ist so wertvoll. Leider empfinde ich die Reime als extrem holprig und unrund. Fast keine Seite las ich, ohne über einen Vers zu stolpern. Was so schade ist. Auch die Illustrationen sind mir persönlich etwas zu stereotyp. Kindergartenkindern werden sie in ihrer Niedlichkeit aber sehr gefallen. Klasse finde ich, dass Papa der verständnisvolle Haltgeber sein darf. Das Nachwort an die Eltern ist eine sinnvolle Ergänzung.