Rezension

Geht unter die Haut

Tod auf dem Kreuzbergl - Andrea Nagele

Tod auf dem Kreuzbergl
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihr Herz hat Flügel bekommen und flattert wild im Hals...“

 

Ljubica ist auf den Weg zur Schule. Doch ihr Bus ist gerade weg. Da hält ein Auto an. Der Fahrer nimmt sie mit. Kurze Zeit später ist das Mädchen tot. Ein Rentner mit seinem Hund findet sie in einer Grube im Wald, umgeben mit verwelkten roten Rosen und einem Kranz von Margeriten.

Es sind einige Jahre vergangen. Peter Grohar ist auf den Weg zu seinem Bewährungshelfer. Der Bus ist voller Schulkinder. Zu ihnen gehören Julia und Kathi. In der Schule stellt Kathi fest, dass ihr Handy verschwunden ist. Julia ruft mit ihrem Handy Kathis Nummer an. Der angerufene bestellt das Mädchen für den Abend auf den Kreuzlberg. Kathi weigert sich. Ohne jemand Bescheid zu sagen, geht Julia zu den Treffen. Danach wird sie nicht mehr gesehen.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen. Das liegt unter anderen an den kurzen Kapiteln und den schnell wechselnden Handlungsorten und Protagonisten.

Die Personen werden gut charakterisiert. Kathi lebt mit ihrer Mutter Waltraud und den Stiefvater Gerald zusammen. Gerald ist Alkoholiker und schlägt seine Frau. Bei Waltraud hat das schon psychische Spuren hinterlassen, trotzdem weist sie Gerald nicht aus der Wohnung.

Peter Grohar war am Tod der kleinen Ljubica schuld und ist seit wenigen Tagen in Freiheit. Sein Selbstbild und das Bild, das seine Umgebung von ihm hat, sind zwei völlig unterschiedliche Seiten einer Medaille. Leider hat er während seiner Haft keine wirkungsvolle Psychotherapie erhalten. Scheinbar hat niemand interessiert, was Peter wirklich bewegt.

Thomas ist Arzt und mit seiner Frau Marisa auf den Weg zu einem Kongress in Grado. Es ist selten, dass Marisa ihn begleitet, denn sie kümmert sich um die gemeinsame Tochter Maisy. Allerdings ist auch in ihrem gutbürgerlichen Haushalt mehr Schatten als Licht. Maisy betreut momentan ihr Schwiegervater.

All die genannten Personen spielen im Ablauf der Handlung eine Rolle. Die Polizei allerdings hat nur einen Verdächtigen, und das ist Peter.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Der Spannungsbogen ist gleichbleibend hoch. Sehr gut herausgearbeitet werden die psychischen Tiefen der Protagonisten. Dazu dienen auch kleine Rückblicke in die Vergangenheit. Die Beschreibung der Handlungsorte ist ausführlich. Treffende Metapher werden nicht nur für Maisys Lieblingsplätze gefunden. Es gibt Szenen, die unter die Haut gehen. Dazu gehört zum Beispiel das Verhalten der Polizei. Hier werden Grenzen überschritten, das Offensichtliche wird negiert. Viel Wert legt die Autorin auf die Emotionen ihrer Protagonisten. Die Angst der verschiedenen Personen durchzieht wie eine roter Faden die Geschichte. Obiges Zitat stammt von Waltraud in einer Situation, wo sie um Kathi bangt.

Das Cover mit dem dunklen Wald passt.

Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er zeichnet ein Bild der dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Vorurteile statt Hilfe und permanentes Wegsehen führen zur Katastrophe.