Rezension

Gelungene Fortsetzung

Die Kathedrale der Ewigkeit - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Die Kathedrale der Ewigkeit
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 4 Sternen

Die Naumburger Kathedrale ist fertiggestellt, jetzt soll sie noch verschönert werden. Uta von Ballenstedt und Hermann von Naumburg haben zusammen mit Simon, dem Maler, einen Gemäldezyklus entworfen, der die Innenwände schmücken soll und in dem die Besucher des Gotteshauses die Geschichte Jesus wie in einem (steinernen) Buch erleben können sollen.

 

Gleichzeitig betreibt Uta die Scheidung von ihrem ungeliebten Gatten Ekkehard, damit sie ihren Schwager Hermann heiraten kann. Dazu benötigt sie nicht nur die Zustimmung Ekkehards sondern auch die des Kaisers. Doch dann verschwindet Hermann plötzlich und einige Tage später wird eine durch Tierbisse verstümmelte Leiche gefunden. Ist das Hermann?

 

Schon das Cover zeigt, dass es sich hier um eine Fortsetzung des Romans „Die Herrin der Kathedrale“ handelt, beide Cover passen sehr gut zusammen, das gefällt mir sehr gut.

 

Obwohl ich am Vorgängerroman viel Kritik geübt habe und zunächst auch gar keine Fortsetzung lesen wollte, hatte ich dann doch Lust, diese zu lesen. Und das war gut so, denn „Die Kathedrale der Ewigkeit“ gefällt mir deutlich besser, ich habe auch den Eindruck, als hätten sich die Autorinnen die Kritiken zu Herzen genommen und viele der Kritikpunkte beseitigt. Uta z. B. kommt mir jetzt viel zugänglicher und sympathischer vor – und sie hat sich ihr Gemurmel abgewöhnt. Auch sehr gut gefällt mir, dass nun Wörter wie „Reliquie“ benutzt werden und man nicht dauernd durch „Eindeutschungen“ wie „Überbleibsel“ aus dem Lesefluss gerissen wird. Auch die Sprache empfinde ich als immer noch zur Zeit passend aber weniger schwülstig als im Vorgänger.

 

Interessant ist der historische Unterbau des Romans, zum Einen die damaligen medizinischen Kenntnisse, anschaulich durch Utas Jugendfreundin, der Nonne und Heilerin Alwine vermittelt, zum Anderen die Kirchenmalerei (besonders angetan hat mir die genaue Schilderung der Malereien und deren Enthüllung als Einheit – ich war erstaunt, im Nachwort zu lesen, dass dies reine Fiktion ist), die die Autorinnen dem Leser sehr kenntnisreich nahe bringen und diesen dadurch zum Recherchieren ermutigen. Auch der Regierungswechsel von Kaiser Konrad zu dessen Sohn Heinrich findet Einzug in das Romangeschehen. Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Beschreibung des Leichenzugs nach Speyer.

 

Die Geschichte rund um Hermanns Verschwinden, dem Leichenfund und der Ermittlung Alwines und Utas, was wirklich dahinter steckt, entwickelt sich zu einem richtigen Kriminalfall und ist ziemlich spannend. Der Leser kann miträtseln, die Auflösung ist gelungen und logisch hergeleitet. Man muss sich natürlich klar machen, dass neben dem historischen Unterbau die Handlung nahezu durchgehend fiktiv ist, über Utas Leben ist fast nichts bekannt. Im Nachwort erklären die Beinert-Schwestern aber, inwieweit historische Überlieferungen (wie z. B. Hermanns Todesjahr) sich doch mit der hier erzählten Geschichte decken könnten.

 

Sehr gut auch wieder das Zusatzmaterial, neben einer Karte des salischen Reiches gibt es einen Grundriss der Kathedrale, ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten, ein Glossar und ein interessantes Nachwort, in dem sich die Autorinnen auch darüber auslassen, was Fiktion und was Wahrheit ist. Gefehlt haben mir leider wieder genauere Zeitangaben, so ist ab und zu wieder nicht klar, wie viel Zeit vergangen ist. Da der Roman innerhalb eines Jahres spielt, ist das allerdings nicht so gravierend wie noch im Vorgänger.

 

Die Autorinnen haben im Nachwort einen Nachfolgeband angekündigt, der allerdings offenbar nicht mehr von Uta handeln soll sondern von dem Bildhauer, der Utas Stifterstandbild im Naumburger Dom gefertigt hat. Ich bin gespannt.

 

Insgesamt habe ich den Roman sehr gerne gelesen und fand ihn ziemlich spannend. Ich kann ihn allen empfehlen, die gerne gut recherchierte historische Romane lesen und mit einem guten Quantum Fiktion leben können. Man muss den ersten Band nicht unbedingt vorher gelesen haben, es erleichtert allerdings den Zugang zu den Charakteren.