Rezension

Intrigen, ein Fluch und große Liebe

Die Kathedrale der Ewigkeit - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Die Kathedrale der Ewigkeit
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 3 Sternen

Im zweiten Teil der Geschichte um Uta von Ballenstedt ist die Naumburger Kathedrale fertiggestellt.
Jetzt soll sie durch aufwändige Wandmalereien verschönert werden.
Die Markgräfin Uta überwacht die Arbeiten an der Kathedrale. Außerdem versucht sie, die offizielle Scheidung ihrer Ehe mit Markgraf Ekkehard zu erwirken, um sich mit ihrer großen Liebe, seinem Bruder Hermann, vermählen zu können. Als Hermann plötzlich verschwindet, ist Uta am Boden zerstört. Noch dazu wird eine Leiche gefunden, die Wölfe bis zur Unkenntlichkeit entstellt haben. Mit Hilfe ihrer Freundin, der heilkundigen Benediktinerin Alwine, stellt Uta Nachforschungen an. Handelt es sich bei diesem Toten tatsächlich um Hermann?
Gleichzeitig bringen seltsame Vorfälle auf der Baustelle die Kathedrale in Verruf. Liegt ein Fluch auf ihr? Die Pilger ziehen sich zurück, was den naumburger Kaufleuten Probleme bereitet, stellen die Pilgergruppen doch einen wichtigen Kundenkreis dar.

Dieses Buch erzählt eine eigenständige Geschichte und ist ohne Kenntnis des ersten Teils lesbar. Allerdings habe ich mich schwer getan, mit ihm warm zu werden. Gerade am Anfang bekommt man sehr ausführlich architektonische Details der Kathedrale erklärt. Auf Seite 100 hatte ich immer noch das Gefühl, ich kenne die Protagonisten kaum, dafür aber die Kathedrale genauestens. Auch die Autopsie einer Leiche nimmt sehr viel Raum ein.
Vielleicht hätte man doch Vorkenntnisse gebraucht, um Uta und Hermann sympathisch zu finden. Mir blieben sie bis zum Schluss fremd.
Auch Alwine, eine begnadete Heilerin aus Italien, glühende Verfechterin der Lehren Galens, ist ein Charakter, der eher das Idealbild einer engagierten Ärztin vermittelt, als eine lebendige Figur, mit der man mitfühlen könnte. Es drängt sich der Eindruck auf: Hier sind wohl die Figuren sehr strikt schwarz oder weiß.
Einzig die Geschichte um das Hühnermädchen Gesa und den Dummkopf Hans fand ich wirklich fesselnd. Leider nimmt sie nur einen sehr kleinen Teil in diesem umfangreichen Buch ein.

Abgesehen von den stereotypen Charakteren, haben mich auch gelegentliche logische Schnitzer gestört. Kann man wirklich glauben, dass zwei zarte Frauen alleine bei Nacht und Nebel einen Leichnam ausgraben (aus frisch aufgetautem Boden) und ihn dann unbemerkt ins Kloster schaffen, eine Obduktion durchführen und ihn wieder verschwinden lassen? Oder ist es glaubwürdig, dass der Abt eines Klosters sich von Utas Kammermädchen verhören lässt? Und was denkt man über einen frisch ernannten König, der kurzfristig Naumburg besucht und sich dort spontan krönen lässt? Ist das nicht ein Staatsakt, der von langer Hand vorbereitet werden muss und der in der Landeshauptstadt stattfinden sollte?

Prinzipiell liebe ich Bücher, die versuchen, authentischen historischen Persönlichkeiten Leben einzuhauchen und die Geschichten erzählen, die tatsächlich Geschichte sind. Hier hätte man es vielleicht bei einem Buch zu diesem Thema belassen sollen. Dieses Buch kam mir vor, wie der eher bemühte Versuch, doch noch ein Happyend für Uta und Hermann zu entwickeln.