Rezension

Gelungene Mischung aus mystischem Frauenroman und Medizinkrimi

Diabolische List - Petra K. Gungl

Diabolische List
von Petra K. Gungl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch beinhaltet zwei gleichrangige Themenkomplexe, die sich im Verlauf der Handlung immer mehr vermischen. Der erste ist der, den ich "mystischer Frauenroman" nenne, in dem die Juristin Agnes, die sich gerade von ihrem dominanten und manipulativen Freund, dem Kriminalinspektor Norman trennt, ihre esoterische Seite entdeckt (Stichwort Reinkarnation). Hier ist oftmals die Rede von Kräuter-/Bade- und Räucherritualen, spirituellen Erfahrungen in der Natur, verwirrenden und offenbarenden Träumen von einem früheren Leben und der weiblichen Selbstfindung.

Der zweite Themenkomplex fasse ich unter "Medizinkrimi": Hier wird in der Klinik, in der Agnes als Juristin arbeitet, der Leiter des Bereichs "Künstliche Befruchtung" ermordet. Zwei Ärztinnen streiten sich um seine Nachfolge. Hier geht es vor allem um das Thema, was noch moralisch richtig ist, ob man z. B. nicht-verwendete Embryonen einfach entsorgen kann oder ob man an ihnen Experimente machen darf.

Als Agnes' Sekretärin ebenfalls ermordet wird, gerät Agnes unter Mordverdacht, da ausgerechnet der rachsüchtige Norman die Ermittlungen leitet. Agnes muss nun selbst Ermittlungen anstellen und gerät bald in Lebensgefahr...

Schnell wird dem Leser klar, dass er keinen gewöhnlichen Krimi in den Händen hält und es in dem Sinne auch keine bluttriefenden actiongeladenen Szenen gibt. Stattdessen fügen sich die Krimielemente in den Alltag der Figuren ein, bis sie ihn in der zweiten Hälfte des Buches immer mehr (fremd)bestimmen.

Ich fand zu Anfang die mystische Seite, die "Traumhandlung", in der Agnes etwas über ihr voriges Leben als Priesterin erfährt, etwas langwierig und ausschweifend, weil man den Bezug zu ihrer Wirklichkeit bis dahin nicht versteht. Ich kann aber nur empfehlen, durchzuhalten, weil sich die scheinbar so gegensätzlichen Themen am Ende doch wunderbar vermischen und so der Krimihandlung Sinn verleihen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen und ich kann es daher aufgeschlossenen Lesern und Leserinnen empfehlen. Man sollte halt keinen Krimi im eigentlichen Sinne erwarten, sondern die von mir genannte Mischung aus verschiedenen Elementen, die ich anfangs verwirrend, aber zusehends immer faszinierender fand.