Rezension

Gelungene, spannende Mischung aus Historie und Fiktion

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten -

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4 Sternen

Brandenburg 1908: Für Philipp zu Eulenburg und Hertefeld, der beste Freund des Kaisers, wurde verhaftet. Er wird homosexueller Handlungen bezichtigt. Außerdem sollen er und seine Kreise diplomatisch auf den Kaiser eingewirkt haben. Das ganze Schloss ist in Aufruhr. Wie soll es für die Familie und die Bediensteten weitergehen, wenn der Fürst im Gefängnis sitzt? Besonders Adelheid Schaaf, ein naives Hausmädchen, macht sich Sorgen. War sie es doch, die aus einem Rachegefühl heraus einen belastenden Brief an die politischen Gegner verkauft hat. Und sie besitzt weiteres brisantes Material.

Vorweg muss ich sagen, dass ich die ersten beiden Bände zuvor nicht kannte. Doch dieses Versäumnis werde ich wohl noch nachholen. Als Quereinsteigerin waren mir das Namensverzeichnis und das erläuternde Nachwort eine große Hilfe. Ich empfehle Einsteigern in die Reihe trotzdem, am besten mit Band eins der Reihe zu beginnen und die Reihenfolge einzuhalten.

Hanna Caspian nimmt die Leser*innen mit hinter die Kulissen von Schloss Liebenberg. Mit einer plausiblen, gelungenen Mischung aus Historie und Fiktion brachte mit auf unterhaltsame Art ein Stück deutscher Geschichte näher, das mir nicht geläufig war. Teilweise war das reine politische Geschehen für mich aber auch einfach nur die Bühne. Das Leben der normalen Menschen, also das der Dienstboten, hat mich oft mehr interessiert. Der Einblick in das karge Leben und die strengen Abläufe war nachvollziehbar und aufschlussreich. Man konnte spüren, wie abhängig das Personal von den Herrschaften war, man muss fast sagen diesen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Arbeit von früh bis nachts, kaum freie Zeit und das bei geringem Lohn, mit dem man auch noch die eigene Familie unterstützt hat. Die Autorin schildert dies eindringlich und so ist es für mich kein Wunder, dass Adelheid auf dumme Gedanken kommt. Man fühlt mit ihr mit. Wenn dann noch so ein Ekel, wie Haushofmeister Opitz sein Unwesen treibt, wird das Arbeiten zur Qual. Hier muss man beim Lesen vor Gewalttätigkeiten, Nachstellungen bis hin zur Vergewaltigung gefasst sein.

Unfassbar, wie Adelheid , die immer Angst haben muss aufzufliegen, ihre Freunde Hedda, Viktor und die anderen Bediensteten alles über sich ergehen lassen. Als Leser*in hofft und leidet man mit ihnen und manche Szenen haben mich schon etwas erschüttert. Den Traum von einem besseren Leben träumen sie alle. Hanna Caspian hat die Charaktere auf jeden Fall lebendig werden lassen und gut skizziert. Sie entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter, stehen für ihre Rechte ein. Der Schreibstil der Autorin ist sehr ausdrucksstark, detailiert und fließend. Positive wie negative Emotionen sind gut spürbar. Insgesamt fand ich den Roman fesselnd und unterhaltsam. Dafür vergebe ich gute 4 Sterne und eine Lesempfehlung für alle, die historische und exzellent recherchierte Romane mögen.