Rezension

Gelungenes Debüt

Wen die Specht holt -

Wen die Specht holt
von Yvette Eckstein

Bewertet mit 5 Sternen

„...Keiner achtete mehr auf den Kleinsten unter ihnen, als die bucklige Gestalt gemächlich und völlig lautlos, im Vorübergehen, hinter einem der Bäume hervortrat. Ihr gekrümmter Frauenkörper war in alte Frauenkleider gehüllt...“

 

Die alte Frau ist die Specht. Lange galt sie in de Oberpfalz als Kinderschreck am Heiligabend. Der Prolog zeigt, wie das auf die Kinder wirkte. Mittlerweile aber sind einige Jahre vergangen. Das Kind von damals wurde zum Mann.

Die Autorin hat eine spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil passt zu den örtlichen Gegebenheiten. Auch mit der Mundart hatte ich kein Problem.

Mitten ins Krippenspiel platzt die Messnerin. Sie behauptet, die Specht habe einen Mann geholt. Die Massen strömen nach draußen. Dort hängt der Bürgermeister und seine Leiche ist so zugerichtet, wie man es die Specht nachsagt. Auch Kriminalhauptkommissar Kranzfelder ist zugegen.

 

„...Ach, bitte nicht! Nicht heute, nicht am Heiligabend und nicht in meinem Urlaub, dachte er sich mit jedem Schritt, den er dem Baum näher kam...“

 

Es bleibt ihm nichts übrig. Zusammen mit Klara Stern muss er den Fall lösen. Und das möglichst bis gestern, wenn es nach seinem Vorgesetzten ginge. Der allerdings lässt sich beim Weihnachtsessen nicht stören.

Schnell stellt sich heraus, dass der Bürgermeister nicht sehr beliebt war. Sein Prestigeobjekt, das neue Esoterikzentrum im Dorf, wird nicht von allen befürwortet.

Die Autorin lässt mich an den Ermittlungen teilnehmen, so dass ich immer auf den gleichen Stand bin wie die Kriminalisten. Die Gespräche mit der Ehefrau und weiteren möglichen Verdächtigen bringen aber wenig Licht ins Dunkel.

Ich mag die Sprachbilder, die ab und an mit einem feinen Humor versehen sind:

 

„...Seine Laune war gerade dabei, sich wie ein trotziges Kind mit Karacho gen Boden zu werfen, als er in der wuchtigen Kirchentür Pfarrer Markus entdeckt...“

 

Der ist alles andere als begeistert. Nicht nur, dass der Tote auf dem Kirchengrundstück hing, die erwartete Heiligsprechung im Ort kann keinen ungelösten Mord gebrauchen.

Sehr gut werden die Personen charakterisiert. Kranzfelder nimmt seine Arbeit ernst, lässt sich aber nicht gern drängeln. Mit leeren Magen geht schon mal gar nichts. Zugute kommt ihm, dass er alle und jeden im Dorf kennt und gleich die richtigen Worte findet. Seine Kollegin ist jung, engagiert und selbstbewusst.

Beide müssen tief graben, bevor sie die richtige Spur finden.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat auch beigetragen, dass das Privatleben von Kranzfelder gekonnt eingebunden wurde.