Rezension

Genau die richtige Herbstlektüre... ;-)

Kirschblütentage - Nancy Salchow

Kirschblütentage
von Nancy Salchow

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Ein warmherziger Roman über das, was im Leben wirklich zählt."

So lautet es im Klappentext zu diesem Familienroman von Nancy Salchow. Es geht um eine Familie, die sich auseinandergelebt hat. Frau und Ehemann, aber auch die beiden Teenagerkinder... jeder lebt mehr oder weniger in sich gekehrt und ist unzufrieden, ja sogar einsam. Das war jedoch alles einmal anders. Die kürzlich verstorbene Großmutter Emilia hat genau diese Veränderungen wahr genommen und vor ihrem Tod einen Plan ausgeheckt, um die Familienmitglieder zu sensibilisieren und "aufzuwecken". Ob ihr Plan wohl Wirkung zeigen wird?

Die ist eine Geschichte, wie sie wohl garnicht so selten in der Realität vorkommen mag: man lebt sich auseinander, ist zunehmend mit sich selbst beschäftigt und vergißt dabei sein Umfeld immer mehr. Man erleidet Schicksalsschläge, schottet sich immer mehr ab, hat kaum noch Freunde, denen man sich anvertrauen könnte... Diese Geschichte handelt aber gleichzeitig davon, wie man einander wieder zaghaft näher kommt, sie handelt von Weisheit und Vertrauen, von Vergeben und Zuversicht. Davon, dass es wichtig ist, aus Fehlern zu lernen und sich zu entwickeln und vor allem, sich beizustehen und festzuhalten.

"Es kam nicht immer darauf an, was wann aus welchem Grund geschah. Was zählte, war einzig die Gewissheit, dass man mit dem, was geschah, nicht alleine war."

Nancy Salchow beschreibt in einer einfachen, schnörkellosen, fließenden Sprache die Geschichte dieser Familie mit ihren Hochs und Tiefs. Rückblenden aus "besseren" Zeiten in Kursivdruck heben sich von den Kapiteln ab, die in der Gegenwart angesiedelt sind. Aus der Sicht jedes Familienmitgliedes (Jasmin, Vincent, Tochter Kea und Sohn Philipp sowie Großmutter Emilia) gibt es eigene Kapitel, die sehr schön die Sorgen und Wünsche jedes Einzelnen zum Ausdruck bringen und mich gut in die Personen hineinversetzt haben. Noch ein bisschen mehr aus der Vergangenheit hätte ich mir zur Person der Großmutter Emilia gewünscht, die ja doch eine wichtige Rolle spielt. Die Platzierung der verschiedenen Gegenstände hat mich außerdem manches Mal grübeln lassen aufgrund der Frage, warum bestimmte Dinge erst so spät entdeckt worden sind. Hier und da gibt es auch sonst kleine Unstimmigkeiten. Aber das sind wirklich eher Kleinigkeiten, die den Lesefluß nicht behindert haben.

Fazit: "Kirschblütentage" ist ein angenehm zu lesender Familienroman, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Trotz -für mein Empfinden- ein bisschen Kitsch und kleiner Ungereimtheiten hat mich der Roman schön unterhalten und ich empfehle ihn aufgrund der ihm eigenen Warmherzigkeit gern für gemütliche Herbstabende, eingekuschelt auf dem Sofa mit einer Tasse Tee ;-)