Rezension

Genauso witzig wie der erste Teil

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! - Lena Greiner, Carola Padtberg

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!
von Lena Greiner Carola Padtberg

Bewertet mit 5 Sternen

Lena Greiners und Carola Padtbergs zweite Anekdotensammlung zum Thema "Helikoptereltern" steht der ersten in punkto Unterhaltswert und Fremdschämpotenzial in nichts nach. Wieder einmal greift sich der "normal" aufgewachsene Leser bei den beschriebenen Alltagssituationen von Lehrern, Erziehern, Polizisten, Ärzten usw. vor Unverständnis an den Kopf und er fragt sich: Wie konnten die Erziehungsmethoden nur derart aus dem Ruder laufen? Wer seinem Nachwuchs alles abnimmt und vor jeglicher vermeintlicher Gefahr schützt, der macht ihn damit unselbstständig und nicht kritikfähig. Ich halte diese Tendenz zum Überbehüten der Kinder für höchst bedenklich, kann aber nichtsdestotrotz über die angeführten Erfahrungsberichte herzhaft lachen. 

Von der Geburt bis hin zur Ausbildung oder zum Studium regeln diese "Übereltern" alles für ihre Söhne und Töchter und stellen dies auch nie infrage? Echt? Ich bin trotz der humorigen Herangehensweise der Autorinnen doch etwas über die vielfältigen Ausmaße des "Helikoptersyndroms" geschockt.
Ob nun die Jungmutter die Kitamitarbeiterin bittet, die Tochter nur auf eine angewärmte Toilette zu setzen, oder Eltern von der Klassenlehrerin über jede Ausfallstunde ihres Kindes informiert werden wollen, am liebsten per WhatsApp, dann hört doch der Spaß auf oder? Ganz zu schweigen von den zunehmenden "Elterntaxis" vor den Schulen und den unnötigen Gängen zur Notfallambulanz bei kleineren Verletzungen. Wenn dann auch noch den Lehrern, Professoren etc. Geld geboten wird, damit das eigene Kind bessere Noten bekommt und damit einen besseren Abschluss macht, dann läuft doch etwas verkehrt. Und diese geschilderten Fälle sind nur ein Bruchteil der Anekdotensammlung. Kurzum, als Leser weiß man oft nicht, ob man ob des geschilderten Sachverhalts lachen oder weinen soll. 

Hier ein Beispiel zum Thema skurrile Entschuldigungen:
"Mein Kind konnte die Deutsch-Hausaufgabe nicht machen, da wir den ganzen Nachmittag im Freibad waren." (S. 64)

FAZIT
Eine zugleich lustige wie schockierende Lektüre, die in Sachen überambitionierte Erziehungsmethoden nachdenklich stimmen sollte. Auch in Zeiten des "Helikopterwahnsinns" gilt weniger ist oft mehr.