Rezension

Genial und völlig gekonnt!

Wir sind das Licht -

Wir sind das Licht
von Gerda Blees

Bewertet mit 5 Sternen

Wer auf der Suche nach etwas komplett Neuem ist, wird hier fündig. Originell und individuell. Ich erlebte neue Lesegefühle. Chapeau!

Inhalt:
„Ein unkonventioneller, einzigartiger Roman – und die Geschichte einer stillen Radikalisierung

Eine Wohnung, drei Frauen, ein Mann. Eine der Frauen ist tot. Als der Notarzt eintrifft, herrscht eine ruhige, ja unheimliche Atmosphäre, und er stellt fest: Elisabeth ist – vor den Augen ihrer Mitbewohner – verhungert. Muriel, Petrus und Elisabeth haben, jeder auf eigene Art, den Halt im Leben verloren. Elisabeths Schwester Melodie und der Verzicht auf Nahrung scheinen diese Lücke zu füllen. Was sich von innen – bis in den Tod – richtig anfühlt, ist von außen nur sehr schwer zu fassen. 

Gerda Blees erzählt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, auch die Eltern, die Polizei oder der Tatort selbst kommen zu Wort. Für ihren herausragend modernen Debütroman erhielt sie zahlreiche Preise.“

Schreibstil/Art:
Dieser einzigartiger Roman wird mir aufgrund der ungewöhnlichen Blickwinkel definitiv positiv in Erinnerung bleiben. 
Dieser Stil garantiert nämlich ein völlig neues Lesegefühl, welcher sich von der Norm abhebt. Die Kombination unterschiedlicher und untypischer Perspektivenwechsel verleiht der eigentlichen Tragödie etwas ruhiges, fließendes aber auch unkonventionelles. 

Die Charaktere selbst wirken wie Mitläufer/verlorene Seelen, nur Melodie scheint sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein. Ihr Können auf Menschen einzugehen und einzureden, ist der Wahnsinn. Manches klingt logisch und doch so absurd zugleich.

Fazit:
"Er hat nicht aufgehört, zu essen, um Herr über sich selbst zu werden, er hat die Verfügungsgewalt über sich selbst anderen übertragen, und deshalb hat er das Essen stehenlassen, weil die Gruppe das nun einmal beschlossen hatte." (Seite 114)

Ein für mich aussagestarker Satz, der den Kern dieser Geschichte extrem gut widerspiegelt. 

Ich interpretiere die Entscheidung über einen sektenähnlichen Lebensstil und eine stille Radikalisierung zu schreiben als einen Aufruf, auf Themen wie Hilflosigkeit und Manipulation näher einzugehen und darüber nachzudenken wie man selbst reagieren würde wenn es im eigenen Umfeld zu solch einer Entscheidung kommen sollte. 

So oder so - was für eine Story, was für ein Ausgang, was für ungewöhnliche Möglichkeiten eine Geschichte zu erzählen. Ich bringe der Debütautorin nur Bewunderung entgegen.