Rezension

geniale Fortsetzung

Küstenbrut
von Anja Behn

Bewertet mit 5 Sternen

"Küstenbrut" ist der zweite Fall für den sympathischen Kunsthistoriker Richard Gruben. "Stumme Wasser" hatte mich als Debüt schon überzeugt, aber "Küstenbrut" hat mich auf ganzer Linie begeistert.

Seit dem letzten Fall ist einige Zeit ins Land gezogen, Richard hat inzwischen einen kleinen Sohn, aber die Beziehung zu Charlotte ist in die Brüche gegangen. Der Spagat zwischen Job und Familienvater fordert seinen Tribut, Richard leidet nach einem Hörsturz unter Tinnitus und erwägt eine Auszeit. Urlaub hat er dringend nötig.

Genau hier erreicht ihn ein Anruf seines alten Freundes Mulsow. Er ermittelt im Fall eines Tötungsdelikts, in den Unterlagen des Mordopfers fand sich eine Visitenkarte mit einer privaten Notiz von Richard. Nur Richard kann sich beim besten Willen nicht an die Frau erinnern. Da es sich bei der Toten um eine Galeristin handelt bittet Mulsow Richard um fachliche Unterstützung, kurzerhand verbindet er das Nützliche mit einem Urlaub an der Ostseeküste. Nichtsahnend, in welchen Strudel aus Gewalt er gezogen wird.

Wow, wieder einmal hat es ein Krimi geschafft mich auf ganzer Linie zu begeistern, von der ersten Seite bis zum Schluss in seinen Bann zu ziehen. Angefangen bei Richard, der als Protagonist ein absoluter Sympathieträger ist, der Eindruck aus dem ersten Band hat sich hier nur verstärkt. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, ist menschlich und empfindsam, eine Figur mit der ich so richtig mitfiebern konnte.

Mit einem Prolog aus Sicht des aktuellen Mordopfers beginnt diese verzwickte, völlig undurchsichtige Geschichte, die dicht gewebt ist und menschliche Abgründe zeigt. Eine Geschichte über Gier, Freundschaft, Schuld und bittere Rache. Aus zumeist Richards Sicht verfolgt man das Geschehen, aus seinen Gesprächen mit Bert Mulsow erfährt man wie die Ermittlungsarbeit der Polizei läuft. Alles ich dicht verwoben und bis fast zum Ende undurchschaubar. Die Aufklärung hat mich sprachlos gemacht!

Dazu der anspruchsvolle sowie atmosphärische Schreibstil, der die Gegend und die Menschen vor meinem inneren Auge aufleben lässt. Ein für mich rundum perfekter Krimi und ein Jahreshighlight 2016

Fazit: Liebevoll ausgearbeitete Charaktere, eine komplexe Geschichte und viel Spannung. Perfekt!