Rezension

Glück in schwierigen Zeiten

Glückskinder - Teresa Simon

Glückskinder
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Glückskinder sind sie alle. Die Holländerin Griet, die als Zwangsarbeiterin unter unmenschlich harten Bedingungen versucht zu überleben, ihre Freundin Leni, die zur Prostitution gezwungen wurde und hochschwanger schwer erkrankt ist, die Münchnerin Toni, die mitten in der zerbombten Stadt auf engstem Raum mit den überlebenden Mitgliedern ihrer Familie zusammenlebt, die allesamt hungern und frieren in dieser schweren Zeit nach dem verlorenen Krieg, der geheimnisvolle Louis, der aus allem das Beste zu machen scheint, obwohl ihn eine traurige Vergangenheit plagt, ja sogar der amerikanische Soldat Dan, der so viele Meilen weg von zuhause als Kriegsgewinner in die bayerische Hauptstadt einzieht und der versucht all jene vor Gericht zu bringen, die Nazis waren oder den Nazis hinterherliefen.

Anfangs wissen sie nicht, wie viel Glück sie gehabt haben, diesen Krieg zu überleben und wie viel Glück das Leben trotz all des Leides noch für sie bereit hält. Und obwohl die Ausgangssituation grau und traurig und düster scheint, so ist doch von Anfang an ein kleines zuversichtliches Licht in dieser Geschichte und nach und nach wird es immer heller und bunter und fröhlicher und schafft es, dass Wunden heilen, Feinde sich versöhnen, Menschen sich verlieben, Meinungen sich ändern und aus den Ruinen Münchens Stück für Stück wieder die wunderschöne Stadt mit all den föhlichen Menschen wird, die es immer sein wollte.

Mich hat vor allem der positive Ton in dieser Geschichte total berührt. Die Darsteller hatten es keineswegs leicht gehabt in diesem Krieg und konnten teilweise nur mit viel Mut und Erfindungsreichtum und auch der ein oder anderen Lüge überleben. Und die Nachkriegszeit ist geprägt von eisigen Wintern und einem Sommer, der die Felder verbrennt, so dass sehr lang Hunger und Mangel am Notwendigsten das Leben bestimmt. Und die Kriegserlebnisse sind natürlich noch lange nicht verarbeitet und bewältigt. Aber Griet und Toni sind jung und wollen mehr vom Leben. Und sie dürfen am Ende auch das Glück finden, das sie verdient haben.

Eine weitere Stärke des Buches ist das treffend geschilderte Lokalkolorit und die historischen Fakten, die wunderbar in die Story verwoben sind. Als waschechte Münchnerin fühlte ich mich hier von der ersten Seite an zuhause und war begeistert über die vielen kleinen Details, die Teresa Simon liebevoll verarbeitet hat. Man merkt ihr die versierte Autorin und Historikerin an und dass sie selbst ein münchner Gwächs ist, hat sicherlich auch nicht geschadet.

Ein wundervoller Roman der auch in grauen Zeiten Optimismus versprüht und glücklich macht. Ganz ohne Kitsch, versteht sich.