Rezension

Grandioses Detektivabenteuer mit den besten und liebenswertesten Ermittlern der Welt

Die Tierpolizei -

Die Tierpolizei
von Anna Böhm

Bewertet mit 5 Sternen

Es wird wieder poliziert. Völlig aufgelöst taucht das kleine Kaninchen Rosine im Revier der Tierpolizei auf. Seine Mama Moni ist spurlos verschwunden. Natürlich setzen Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei alle Hebel in Bewegung, um Rosine zu helfen. Während der Ermittlungen gehen noch mehr Tiere verloren. Ob die dubiose Sammlerin Mülllady de Winter etwas mit der Entführung zu tun hat?

 

Autorin Anna Böhm schreibt so, dass es ein wahrer Vorlesegenuss ist: flüssig, klar, lebendig, locker-leicht und herrlich komisch. Kinder ab fünf, sechs Jahren können dem Geschehen beim Vorlesen schon folgen, achtjährige Leser bewältigen die Geschichte selbstständig ohne Unterstützung.
Ausgesprochen gelungen sind Ramona Wultschners unschlagbare Illustrationen, die das ohnehin schon grandiose Buch noch grandioser machen. Die Zeichnungen sind nicht nur irre witzig und sehr drollig, sondern auch bemerkenswert ausdrucksstark. Immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich und individuell beispielsweise Kaninchen aussehen können. Am Ende der Geschichte findet sich als prima Zugabe für kleine Zeichenfans eine genaue Anleitung zum Zeichnen von Jack in vier Schritten.  
Das Cover mit den Bildern aller Tierpolizisten, Loch und Absperrband ist ein echter Hingucker mit Wiedererkennungswert.

 

Auf der hinteren Umschlaginnenseite werden alle Beteiligten noch einmal kurz und knapp mit Bild vorgestellt, für Neulinge sehr praktisch.  
Wer die Mitglieder der Tierpolizei kennenlernt, muss sie zwangsläufig sofort ins Herz schließen. Da ist Flopson, die ihr Leben bisher in einem Wohnzimmer verbracht hat und sich in der wilden weiten Welt noch zurechtfinden muss. Flopson ist superschlau, handelt aus dem Bauch raus und ist immer wieder für eine Idee gut. „Fingerabdrückler“ Teddyhamster Jack geht nicht ganz so offen auf seine Mittiere zu, hat aber unter der grummeligen Schale ein mindestens genauso großes Herz wie Flopson. Basteln, Tüfteln und Absperren sind Jacks Spezialgebiet, während Falabellapony Fridolin eher für das Grobe zuständig ist. Fridolin mag manchmal auf dem Schlauch stehen, ist aber sehr, sehr stark und ein prima Kerl. Die Vierte im Bunde ist Blaumeise Meili, eine Meisterspionin, der kaum eine Neuigkeit entgeht. So unterschiedlich die Tierpolizisten sind, so perfekt arbeiten sie zusammen. Jeder hat seinen Bereich, seine Domäne und auch mal seinen großen Auftritt. Der Held der Geschichte ist die ganze Truppe. Wenn alle Menschen so wären wie die Tierpolizisten, wäre die Welt eine deutlich bessere.
Diesmal haben es Flopson und Co mit einem drohgebärdenschwingenden Wutkaninchen, ziemlich ahnungslosen Zoohandlungstieren und einer habgierigen Katzendame zu tun, die sehr schlecht hört und offensichtlich etwas zu verbergen hat. Was zwischentierlich passiert, macht den besonderen Reiz der Geschichte aus.

 

Selten kommt es vor, dass meine Mitleser - Kinder von fünf bis neun Jahren- und ich erst einmal traurig sind, wenn ein Buch vorbei ist.  Wir sind alle so verliebt in diese wunderbare Geschichte voller Situationskomik, dass Abschiednehmen schwer fällt. Wenn Fridolin z.B. mal wieder alles zu wörtlich nimmt, seine Meinung innerhalb von Sekunden um 180 Grad dreht, da kann man nicht anders, als gute Laune zu bekommen. Gleichzeitig geht es aber auch ganz schön spannend zu und unweigerlich geraten die Leser ins Grübeln darüber, wo denn nun eigentlich die fehlenden Kaninchen abgeblieben sind. Nebenher werden ganz behutsam und kindgemäß auch Probleme angesprochen, denn in der wilden, weiten Welt ist eben doch nicht alles eitel Sonnenschein. Auch wenn die Tierpolizei wirklich alles dafür tut und mit Mut und Courage, die für jeden etwas Anderes bedeuten, gegen Gemeinheiten vorgeht.
Ein Kinderbuch zum Schwärmen und sich Begeistern lassen. Auch wenn Band zwei „Ohren hoch oder es knallt“ trotzdem verständlich ist, wenn man den Vorgänger nicht kennt, würden wir jedem empfehlen, vorher Band eins „Kommissare mit Fell und Feder“ zu lesen. Besser ist es doch wohl zwei großartige Bücher zu lesen anstatt nur eines. Und wer verzichtet schon gern auf was Gutes?