Rezension

Großartig, ergreifend und nachhallend

Simone -

Simone
von Anja Reich

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin Anja Reich begibt sich nach über 20 Jahren nach dem Tod ihrer Freundin Simone auf Spurensuche, warum sich Simone im Alter von nur 27 Jahren das Leben nahm. Anja stellt sich die Frage, ob sie es hätte erkennen müssen, dass Simone selbstmordgefährdet war, oder hätte sie sogar den Tod verhindern können, wenn sie beim letzten Telefonat für Simone Zeit gehabt hätte. Fragen für dessen Antworten sich Anja auf eine Reise in Vergangenheit macht. Mit Hilfe von Simones Familie, ihren Tagebüchern, Bildern, Kalendern, Freunden, Weggefährten und Ärzten erstellt sie eine Biographie ihrer Freundin. Sie stellt Fragen, versucht die Ursachen zu ergründen, forscht in ihren eigenen Erinnerungen nach und taucht dabei auch in ihre eigene Vergangenheit ein.

Mit einem klaren, präzisen und emotionalen Schreibstil arbeitet die Autorin die Geschichte von Simone von der Geburt bis zu ihren Suizid auf. Privilegiert aufgewachsen, hübsch, intelligent, weltoffen und doch aus dem System gefallen.

Das Buch verdeutlicht sehr gut, wie manche Menschen von den vorgegebenen Strukturen der DDR abhängig waren und nach dem Mauerfall ihren Halt verloren, sich umorganisieren mussten oder wie Simone, die ewig Suchende war. Der Satz "Ich bringe mein Leben in Ordnung" hallt nach.

Trotz des traurigen und schweren Themas konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist ein sehr persönliches Werk und ich bin beeindruckt, dass die Autorin nach so vielen Jahren, wahrscheinlich war der Abstand auf die Sicht der Dinge notwendig, ein so bewegendes Buch über ihre Freundin Simone geschrieben hat. Absolut empfehlenswert.