Großes Lesevergnügen und einfach ein sehr inspirierendes Buch
Betty, eine 36-jährige Berlinerin, scheint sich in einer Sackgasse ihres Lebens zu befinden und man erkennt schnell, dass sie nicht glücklich ist und keine hohen Erwartungen mehr an ihr Leben stellt. Auch an ihre letzte Beziehung denkt sie nicht gerne zurück. Noch dazu scheint sie sich mit 36 schon für sehr alt zu fühlen. (Ach, Betty, was soll ich mit meinen 43 Jahren sagen) Aber das wird sich alles im Laufe der Geschichte ändern.
"Die Reise meines Lebens" ist ein Lebensratgeber in spannender Form und daher eine gelungene Alternative zu den sonst manchmal recht nüchternen und trockenen Sachbüchern.
Jule Piepers Schreibstil ist sehr angenehmen, spannend und fesselnd. Daher fiel es mir überhaupt nicht schwer in den Lesefluss zu kommen, und mich in die Protagonistin Betty hineinzuversetzen, genauer gesagt mich mit ihr, gerade auf den ersten Seiten, zu identifizieren. Ich habe wirklich mitgelitten. Wie gut konnte ich Ihre Stoßgebete ans Universum nachempfinden. Ebenso das unangenehme, leicht panische Gefühl, das einen durchströmt, wenn man feststellt, dass man sein Handy vergessen hat, und man es nicht die Möglichkeit hat, es eben holen kann.
Die Autorin, Jule Pieper, hat es geschafft, dass ich mich sehr darauf gefreut habe nach Hause zu kommen, um weiterlesen zu können. Und obwohl ich ein sehr unruhiger Leser bin, nicht lange an einer Stelle sitzen bleiben kann und mich nur allzu gerne ablenken lasse, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Chapeau!
Die Geschichte hat mich teilweise sehr berührt und ich habe einige Tränen vergossen, nicht weil es so traurig war, sondern weil etwas überwältigend war. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich nur schreiben, dass ich richtig mitgefiebert habe und bis zum Schluss gehofft hatte, dass es zwischen Betty und einer anderen Person ein erneutes Treffen gegeben hätte. Ich habe ihr in Gedanken mehrmals geraten, endlich den Mut zu finden, aber ich muss wohl noch auf den nächsten Teil warten, in dem es ein Wiedersehen geben wird.
Einzig mit dem Alter der Protagonisten Betty hatte ich meine Schwierigkeiten. Ihre gesamte Art und Weise, wie sie sich gibt und was sie denkt, lässt sie wesentlich jünger erscheinen. Vor meinem inneren Auge hatte ich mir immer eine junge Frau, Anfang, Mitte zwanzig, vorgestellt. Ganz genau ausmachen, warum das so ist, konnte ich jetzt nicht. Könnte es sein, dass der Name "Betty", sie automatisch 10 Jahre jünger erscheinen lässt? Dies ist jedoch meine subjektive Wahrnehmung. Andere Leser müssen das nicht so empfinden.
Fazit
Großes Lesevergnügen und einfach ein sehr inspirierendes Buch, das mich während des Lesens ein wenig glücklicher gemacht hat