Rezension

gruselige Wesen und eine interessante Handlung, die trotz einiger Längen überzeugen kann

Der Rebell
von Tanja Meurer

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Familiendrama erschüttert eine gesamte Stadt. Der Täter ist festgenommen, das Motiv scheint auf der Hand zu liegen: seine Frau hat ein Kind mit einem anderen Mann, allerdings schon seit einigen Jahren. Ist die Sachlage wirklich so eindeutig oder steckt doch mehr hinter der erschütternden Tat? Mussten Marc, Elli und Silke wegen Untreue sterben? Die Überlebenden Olli, Chris und Micha finden sich in einer Welt wieder, die auf dem Kopf steht. Die Familie zerrissen, furchtbare Bilder im Kopf und mysteriöse Wesen, die ihr Wohl bedrohen und für Angst und Schrecken sorgen. Übernatürliche Sachverhalte mit fundierten Beweisen zu belegen, gestaltet sich schwierig, doch Olli, seine Brüder und seine Freunde, unter ihnen auch Polizisten, geben nicht auf und kommen bald erstaunlichen Dingen auf die Spur.

 

Olli ist nach den furchtbaren Bildern traumatisiert, zieht sich sehr zurück und muss sich auch von den gesundheitlichen Folgen erholen. Sein Vater hat nicht nur vor seinen Augen getötet, sondern auch ihn angegriffen und schwer verletzt. Man kann seine Verschlossenheit verstehen und bekommt einen intensiven Einblick in seine Gedankenwelt. Wie soll man nach so einem Erlebnis auch wieder zurück finden und weiter machen? Wie soll man über Dinge reden, die sonst keiner sieht?

Erst der Angriff auf seinen kleinen Bruder scheint ihn wach zu rütteln und aus seiner Starre zu holen. Gemeinsam mit einigen Polizisten, die auch schon Erfahrungen mit Übernatürlichem gemacht haben, begeben sie sich auf die Suche nach den Hintergründen. Insgesamt sind die Ermittlungen spannend, einige Passagen waren mir jedoch ein wenig zu ausgeschmückt und langatmig dargestellt. Besonders nach dem sehr schockierenden, blutigen Einstieg geht dabei das Tempo doch ein wenig verloren.

Nach und nach werden Hintergründe aufgedeckt, Spuren gefunden und neue Hinweise entdeckt. Immer wieder gibt es Begegnungen mit den Wesen hinter den Spiegeln, die neue Rätsel aufgeben und für erschreckende, teilweise gruselige Momente sorgen. Diese Passagen haben mir sehr gut gefallen, wurden aber leider viel zu rasch von den ruhigeren Ermittlungsarbeiten unterbrochen.

 

Während Band eins „Glasseelen“ in sich abgeschlossen war, hat „Der Rebell“ ein sehr offenes Ende mit einem fiesen Cliffhänger. Nach dem ersten Buch hätte ich erwartet, wieder eine abgeschlossene Geschichte vorzufinden, die mich nicht so sehr im Regen stehen lässt. Neugierig auf eine Fortsetzung macht der Abschluss allerdings in jedem Fall.

Die beiden Schattengrenzenbücher kann man unabhängig voneinander lesen, es tauchen zwar einige Figuren aus dem ersten Band wieder auf und es werden auch kleine Hinweise auf die Vorgeschichte und die Erlebnisse von Camilla und Christoph gegeben, jedoch benötigt man die Zusammenhänge nicht unbedingt, um sich im Rebellen zurecht zu finden.

 

Die Mischung der Figuren hat mir gut gefallen. Die Charaktere sind recht unterschiedlich und bildhaft gestaltet. Einige Personen wachsen einem schnell ans Herz, andere bleiben bis zum Schluss geheimnisvoll, undurchschaubar und nicht wirklich einschätzbar. Die Kombination von bereits bekannten Charakteren aus Glasseelen und neuen Personen sorgt für viel Abwechslung und Erinnerungsmomente, wenn man die Vorgeschichte gelesen hat. Besonders gefallen hat mir, dass es im Buch auch um gleichgeschlechtliche Liebe geht. Dieses Thema steht zwar nicht im Vordergrund, wird aber immer wieder aufgegriffen, da eine der Hauptpersonen involviert ist. Homosexualität ist noch lange nicht von allen akzeptiert und toleriert, so kommt es zwar im Buch auch zu erstaunten Blicken und negativen Erfahrungsberichten, die meisten wichtigen Person gehen jedoch sehr gut und recht offen damit um.

Für den Gruselfaktor im Buch sorgen die unheimlichen „Wesen hinter den Spiegeln“, die immer wieder auftauchen, angreifen und für Unruhe sorgen.

 

Der Rebell wirft den Leser zu Beginn mitten in die blutig, grausame Handlung, die zwar zwischendurch einige Längen hat, insgesamt aber ansprechend und spannend gestaltet ist. Mysteriöse Wesen und eine komplizierte Familiengeschichte sorgen dabei für Abwechslung und gute Unterhaltung.

 

 

Vielen Dank an Tanja Meurer für dieses Rezensionsexemplar!