Rezension

Nicht mit dem ersten Band vergleichbar

Der Rebell
von Tanja Meurer

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin mir sicher, dass diese Fortsetzung eine ziemlich gespaltene Leserschaft hinterlässt, dass es sicherlich einige gibt, die das Buch verdammen und finden, dass es keinesfalls mit dem ersten Band Glasseelen mithalten kann. Das würde ich zumindest nicht so sehen, denn Der Rebell ist auch nicht mit seinem Vorgänger zu vergleichen. Während ich den ersten Band als sehr rasant empfand, bei dem die Jagd nach dem Sandmann im Vordergrund stand, dominiert hier nun die Ermittlungsarbeit, die Suche nach den Hintergründen der Morde und der anderen Geschehnisse. Hinzu kommt, dass natürlich das (wundervolle) Ancienne Cologne fehlt, aber eben auch der große literarische Bezug auf E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann. Kein guter Vergleichswert, oder?
Zwar gibt es sicher einen Gesamtzusammenhang, die beiden Bücher unterscheiden sich dennoch sehr voneinander. Jedes gefällt mir auf seine Art und Weise gut. In Der Rebell mag ich die Ermittlungsarbeit, die Suche nach den richtigen Antworten, doch auch das Konzept der Wächter ist ziemlich faszinierend. Der Gedanke, dass Leute mit einer Nahtoderfahrung einen Teil ihrer selbst hinter den Spiegeln lassen, beängstigt und fasziniert zugleich. Auch wenn es zwar nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei Glasseelen, findet man auch hier einen mythischen Ansatz, den ich jetzt natürlich nicht verraten werde. Nur so viel: Es fügt sich wieder perfekt in den Gesamtzusammenhang des Buch ein und ist - soweit das möglich ist - eine logische Lösung.

Es tauchen einige Charaktere auf, die der Leser schon beim Vorgänger kennen gelernt hat, die Protagonisten sind nun jedoch andere. Positiv ist hier insbesondere die Beziehung, die sich zwischen Oliver und Daniel entwickelt - sehr langsam, nicht überstürzt, wirkt alles in allem sehr natürlich und nicht aufgezwungen. Allgemein gelingt es der Autorin, die zwischenmenschlichen Beziehungen sehr schön in Worte zu fassen: Hier denke ich auch insbesondere an die Bruderliebe zwischen den Zwillingen und Oliver, die auch aufgrund des tragischen Mordes etwas Besonderes ist.
Der einzige Charakter, dessen Entwicklung mir nicht ganz so gut gefallen hat, ist Matthias Habicht. Seine Motive liegen immer im Unklaren und oft verstand ich auch sein Handeln (oder auch seine Emotionen) in Bezug auf die Geschichte nicht. Es gab doch einige Szenen, die für mich persönlich nicht zu dem Charakter gepasst hätte.
Aber das Beste ist und bleibt Opa. Hasendame Opa. Ich liebe sie und ihre Interaktionen mit Oliver (und manche ihrer Aktionen haben mich wirklich an unseren eigenen Hasen erinnert, einfach toll!).

Bei Glasseelen hatte ich ja unter anderem bemängelt, dass die Anime-/Manga-Szene zwanghaft eingebaut wurde. Anfangs dachte ich bei Der Rebell, dass es hier doch besser integriert wurde, doch gegen Ende des Buches gibt es wieder eine Szene, die einfach unnötig und aufgesetzt wirkt. Sehr schade, denn wenn es einfach zum Alltag dazu gehören würde und es 'natürlich' wäre, hätte es mir einfach besser gefallen.

Fazit

Dieses Buch unterscheidet sich in vielen Dingen von seinem Vorgänger, gefällt mir auf seine eigene Art und Weise fast genauso gut. Natürlich kann es nicht an die Integration der Geschichte Der Sandmann oder vom Setting her an Ancienne Cologne heranreichen, doch die unermüdliche Suche nach der Wahrheit und vor allen Dingen die bezaubernde Liebesgeschichte zwischen Oliver und Daniel machen das Buch auf seine eigene Art und Weise zu einem sehr lesenswerten Buch.