Rezension

Gut lesbarer Regionalkrimi

Mordsgeschäfte - Martin Sudermann

Mordsgeschäfte
von Martin Sudermann

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sauerlandkrimi „Mordgeschäfte“ von Martin Sudermann ist im Sutton Verlag erschienen und umfasst 235 Seiten mit Prolog, 16 Kapiteln und „ein Wort zum Schluss“ des Autors. Das Cover passt zum Titel des Buchs und zeigt einen Wald wie er im Sauerland zu finden ist sowie einen rot eingefärbten Rammbock am Ende einer Bahnschiene: „Endstation Mord“ scheint dieser zu symbolisieren.

Gleich zu Beginn lernt der Leser Michael Dransfeld, einen schon älteren Mann, kennen, der in Grüneck die Verwaltung einer Präzisionstechnikfabrik aufsucht. Er wird eingelassen, sieht aber niemanden im Gebäude und wird unvermittelt niedergeschlagen. Das Gebäude brennt noch in der gleichen Nacht ab und Dransfelds Leiche wird gefunden. Die Hagener Kriminalpolizei mit der Ermittlungsleiterin Ulrike Schrader steht vor einem Rätsel. Doch neben der Kripo nimmt noch ein Journalist die Ermittlungen auf. Thomas Krüdewagen ist Ende 40, in Grüneck aufgewachsen, arbeitet freiberuflich als Journalist in Köln und er ist Anfang der 1990er Jahre bei Recherchen auf ein Arbeitserziehungslager im 2. Weltkrieg in Grüneck gestoßen wobei jedoch seine Nachforschungen ergebnislos blieben. Bei einem Besuch seiner Mutter in der Heimat erfährt er weitere Details zum Brand und der Leiche. Seine Nachfragen führen ihn zurück in die Zeit Ende der 1930er bis Mitte der 1940er Jahre in der Zwangsarbeiter in Grüneck einquartiert wurden. Er erkennt, dass seine eigene Familie involviert ist und es lässt ihm keine Ruhe zu erfahren, welche Rollen seine Vorfahren während der NS-Zeit gespielt haben. Standen sie auf der Seite der „Guten“ oder waren sie an Kriegsverbrechen beteiligt? Seine Ermittlungen wenden sich diesen Geschehnissen zu und bald wird klar, dass es in dieser Zeit mehr wie einen Mord in Grüneck gegeben hat.

Der Schreibstil von Martin Sudermann in seinem Debütkrimi ist flüssig und leicht lesbar. Auf das Einbinden eines ortsüblichen Dialekts wurde fast gänzlich verzichtet. Der Charakter des Thomas Krüdewagen wurde dem Leser zu Beginn genauer und sympathisch beschrieben, die ermittelnde Beamtin Ulrike Schrader und ihre Arbeit treten zunehmend hinter dieser Figur zurück, auch weil das LKA der Kripo Hagen den Fall entzieht. Die Nachforschungen von Krüdewagen bestehen hauptsächlich aus dem Auffinden von Dokumenten in Archiven und Zeitzeugenbefragungen, die zu Längen im Mittelteil des Krimis führen. Spannender wird es jedoch, als Krüdewagen selbst in das Visier des Mörders gerät. Ein Plus des Krimis ist die sehr gute Recherche der Fakten. Die Handlung ist zwar fiktiv, aber so dargestellt, dass der Leser ein glaubwürdiges Bild der Nazizeit in einem kleinen Ort im Sauerland sowie der heutigen Umgangsweise der damals Beteiligten mit dieser Zeit erhält. Insgesamt gesehen ein Buch für Krimifans mit Sinn für Lokalhistorie.