Rezension

Gute Fortsetzung

Ein Gefühl von Hoffnung - Eva Völler

Ein Gefühl von Hoffnung
von Eva Völler

Bewertet mit 3.5 Sternen

“Ein Gefühl von Hoffnung“ (Die Ruhrpott-Saga geht weiter) von Eva Völler hat mich auch in diesem Band durch die Gestaltung des Covers sofort auf eine Zeitreise geschickt. Die Gestaltung der Person in Farbe und graue Wäsche auf der Wäscheleine, gefärbt durch den Kohlenstaub der Zechen stimmt, ohne einen Blick in das Buch zu werfen, den Leser bereits in das Geschehen und Leben der damaligen Zeit ein. Kohlenstaub nicht nur in der Grube sondern auch in der Luft. Ärmliche Verhältnisse der Nachkriegszeit und doch Menschen, die Ihre Zukunft in die Hand nehmen und für ein besseres Leben kämpfen. 

Bereits in der Rezension zu dem ersten Teil der Saga „Ein Traum von Glück“ habe ich angemerkt, dass ich diese Zeit aufgrund meines Alters nicht miterlebt habe. Mein Großvater und Urgroßvater haben jedoch auf der Zeche gearbeitet. Mein Urgroßvater war Hauer und mein Großvater hat Untertage Zug gefahren. Somit verbindet meine Familie und mich die Geschichte dieser Zeit ganz besonders.

Der Schreibstil der Autorin hat mir, wie bereits im ersten Band, sehr gut gefallen. Er ist sehr authentisch und gefühlvoll und man wurde durch ihn einfach in den Bann gezogen.Nach dem tragischen Ende des ersten Teils war ich dann nun auf die Entwicklung der Familie sehr gespannt.

Durch die Beschreibung der Hauptcharaktere Johannes und Hanna kann man sich super in die beiden Figuren hineinversetzen. Im Laufe der Geschichte schleicht sich hier wieder eine Dramatik ein. Dominierend in diesem Teil ist jedoch die Beziehung der nun bereits erwachsenen Inge zu ihrem kleinen Bruder Jakob. Durch die langjährige Beziehung zu ihrem Jugendfreund Peter scheint ihre Zukunft bereits vorbestimmt. Doch auch hier entsteht eine bedeutsame Wende durch einen Schicksalsschlag, der so nicht vorhersehbar war. Auch Inge verfolgt, genau wie ihre Mutter Katharina, ihre Ziele im Leben hartnäckig. Immer wieder steckt sie die Ziele ihres Lebens zurück. Inge ist auf jeden Fall mein Lieblingscharakter. Ich fand es toll zu sehen, wie sie das Leben nimmt wie es kommt und trotzdem das Beste herausholen möchte. Die pubertierende Schwester Bärbel, die mit ihrem rebellischen Verhalten immer wieder für Ärger sorgt und der kleine Bruder Jakob, der als Linkshänder und hochbegabtes Kind in die falsche Schublade gesteckt wird, sind einige ihrer Probleme. Doch dann ergibt sich für sie eine Chance in ihrem Leben, in der sie sowohl ihre große Liebe findet und auch gleichzeitig ihre Familie nicht im Stich lassen muss. Weiterhin wird im Laufe der Geschichte die Problematik der Kohlekrise immer deutlicher.

Diese wird aber nur im Hintergrund der Familiengeschichte behandelt. Im Zusammenhang mit einem der Hauptcharaktere, Johannes, wird ein Einblick in die Entstehung und Entwicklung der Gewerkschaften gegeben. Dieser begann im ersten Band als einfacher Hauer und entwickelt sich aber im Laufe der Zeit immer mehr zu einem führenden Mitglied der Gewerkschaft.

Zusätzlich wird die Geschichte der Schwester Bärbel und der Nachbarsfamilie beleuchtet,die ihre eigenen Probleme kaum lösen kann. Auch hier entstehen wieder Situationen voller Dramatik. Bei Oma Mine werden aufgrund ihres fortschreitenden Alters die Probleme des Alltags geschildert. Ihren Lebensabend kann sie Dank des Zusammenhalts der Familie und der Aufteilung der anfallenden Arbeit in ihrem Haus verbringen. Doch auch hier hat sie noch eine feste Rolle. 

Das Ende des zweiten Teils dieser Familiensaga wirkt sehr konstruiert und vorhersehbar. Insgesamt erscheinen mir die Vorkommnisse in der Familie und den Nebencharakteren zu überladen. Ich bin jedoch gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte. Das Buch bekommt von mir 3,5 von 5 Sternen.