Rezension

Guter erster Band mit viel Spannung für die Fortsetzung

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals - Sophie Oliver

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals
von Sophie Oliver

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:
Bad Reichenhall 1905

Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder Michael verliebt sich in die Tochter eines einfachen Häuslers und Trifters und zuerst hat Anna ihre Bedenken. Doch die Liebe ist zu stark und das Paar wünscht sich eine gemeinsame Zukunft. In der Hoffnung auf ein besseres Leben möchte Michael in der Ferne nach seinem Glück suchen und gelobt Anna, dass er sie nachholen wird.

Zuerst hält Anna an dem Plan fest, doch irgendwann muss sie eine Entscheidung treffen und um ihr Überleben zu sichern, heiratet sie einen anderen Mann. Und dabei ist sie immer auf der Suche nach ihrem Platz in dem mondänen Kurort...

Meinung:
Ich finde das Cover in Ordnung, ich mag die vielen rötlichen Akzente, die ein rundes Bild ergeben. Natürlich ist der Hintergrund sowohl mit der beeindruckenden Berglandschaft, als auch mit dem würdevollen Haus sehr eindrucksvoll und die Szenerie ist einfach wundervoll. Im Vordergrund fällt der Blick direkt auf eine Frau, die sich halb dem Leser zuwendet, ihn aber nicht direkt betrachtet. Finde ich in Ordnung und sie gliedert sich sehr gut in das Gesamtbild ein. Ich hätte es vielleicht noch etwas schöner gefunden, wenn der Name der Autorin, als auch der Untertitel des Romans etwas stärker hervortreten würden und mehr Präsenz hätten. Insgesamt aber ein sehr schönes und stimmiges Bild!

 

Schon seitdem das E-Book erschienen ist, hatte ich großes Interesse an dem Roman. Mich hat die Geschichte um Anna und Michael direkt angesprochen und mein Interesse war definitiv geweckt. Da ich kein Freund von Büchern in diversen elektrischen Formaten bin, habe ich geduldig bis zum Erscheinungstermin des Taschenbuchs gewartet und mich jetzt riesig darauf gefreut, endlich selbst den Roman lesen zu können. Dies wurde mir vom Bastei Lübbe Verlag ermöglicht, welcher mir das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Nachdem ich also gefühlte Ewigkeiten von dem Buch gelesen habe, konnte ich es endlich selbst lesen:)a

 

Am Anfang gibt es eine kleine Auflistung mit den handelnden Personen und bereits daraus wird ersichtlich, dass sich diese auf ein angenehmes Maß beschränken. Zudem waren sie vollkommen ausreichend für den 320 Seiten starken Roman, alles andere wäre zu überfüllt gewesen.

Ich bin ohne Probleme in die Handlung gestartet, bin sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den Protagonisten gut ausgekommen. Es herrscht ein recht einfacher Schreibstil vor, der ein schnelles Lesen ermöglicht und immer genau so viel Informationen preis gibt, wie man für die derzeitige Situation benötigt. Immer wieder zeigt sich, dass es kleine Geheimnisse gibt, die nach und nach gelüftet werden und dadurch die Spannung leicht oben halten.

Anhand vieler kleiner Details wird eine ausführliche Recherche vonseiten der Autorin sichtbar, immer wieder gibt es viele Erwähnungen der Mode, aber auch des Lebensstils und man kann sich ebenfalls von den alltäglichen Arbeiten vieler Bürger ein genaues Bild machen. Und dabei spielen auch mal heimliche Geschäfte oder der Ansatz von Korruption eine Rolle. Auf diese Weise entsteht eine anregende Geschichte mit allerhand Details, die innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen werden möchte.

 

Im Grunde teilt sich der Roman auf die Erlebnisse zweier vollkommen unterschiedlicher Damen auf. Einmal verfolgt man Anna, die Tochter eines armen Häuslers, die schon früh häusliche Arbeiten übernommen hat und immer gut haushalten musste, um ausreichend Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Ihr ist harte Arbeit gut bekannt und für Anna ist Luxus ein Fremdwort. Auf der anderen Seite sieht man Katharina, die einzige Tochter der bekannten Familie von Feil, deren Vater der hiesige Salinenmeister ist. Sie ist einen hohen Lebensstandard gewöhnt und kennt es nicht anders, als das ihre Wünsche direkt erfüllt werden. Und obwohl solch ein Leben für viele Bürger damaliger Zeit als Traum angesehen wurde, hat auch Katharina mit Sorgen zu kämpfen. Sie darf den Mann ihrer Träume nicht heiratet, weil dieser von den Eltern als nicht standesgemäß angesehen wird. Stattdessen wird eine Ehe mit einem Geschäftsmann arrangiert, der auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck macht, kurz nach der Hochzeit seine wahre Fassade zeigt...

Auf diese Weise enthält man einen Einblick in vollkommen verschiedene Lebensweisen und kann sich ein ungefähres Bild der Gesellschaft machen. Es zeigt, dass selbst die reichsten und schönsten Orte auch arme Bürger haben, die mit all dem Luxus nichts anfangen können und jeden Tag für ein Weiterleben ackern müssen. So entstehen krasse Unterschiede, die einen guten Einblick in die damalige Situation geben und man kann sich einen ungefähren Einblick von der damaligen Gesellschaft erarbeiten.

 

Ja, es war Spannung vorhanden, doch diese befand sich durchweg auf einem recht niedrigen Level und war mir nicht ausreichend. Nur sehr selten hat mich ein Ereignis mal umgehauen und erschüttert, meist konnte mich in dieser Hinsicht nichts wirklich überraschen. Was ich sehr schade fand, denn ein wenig mehr Spannung und damit einhergehende überraschende Wendungen hätten mir richtig gut gefallen und der Handlung noch einen besonderen Touch verliehen. In dieser Hinsicht konnte mich die Geschichte nicht vom Hocker reißen und daher war es mir leider auch nur ein- bis zweimal im ganzen Roman möglich, dass ich mit den Protagonisten mitgefiebert, mitgehofft oder mich mitgefreut habe...

 

Den fiktiven Ereignissen wurden allerhand historische Details zugefügt, die ein lebendiges Bild entstehen lassen und allerhand Informationen unterschiedlicher Natur preisgeben. Sei es die Mode, die Lebensweisen oder der Salzhandel, anhand solcher Erwähnungen werden viele Szenen für mich greifbar. Außerdem war der Wandel von einer Stadt, die anhand des Salzhandes viel Aufmerksamkeit auf sich zog zu einer Kurstadt, die den wohlhabenden Besuchern Entspannung bieten soll, interessant und auch durch diesen Sachverhalt zeigten sich die Schluchten zwischen Arm und Reich. Während die reiche Bevölkerung davon nur profitiert und für die Zukunft nützliche Kontakte knüpft, müssen die einfachen Leute buckeln, um diesen Standard aufrechtzuerhalten.

Es wird also ein authentisches Bild der Zeit Anfang 1900 vermittelt, welches lebendig beschrieben wurde. Und anhand zahlreicher historischer Details konnte mich die Autorin in diesem Bereich absolut überzeugen, sowohl der Salzhandel, als auch der Wandel von Bad Reichenbach zu einem noch bedeutenderen Kurort haben mich sehr interessiert und ich konnte mein Wissen definitiv erweitern.

 

Das Setting empfand ich als eingängig und ich konnte mir die meisten erwähnten Orte ganz gut vorstellen. Viele Orte haben meine Fantasie angeregt und auch durch die Beschreibungen entstanden Bilder, die lebendig wirkten und ein authentisches Bild ergaben. Zudem mochte ich es auch, wie natürlich sich alle Personen in den verschiedenen Settings bewegt haben.

Als bester Handlungsort gilt für mich das Elternhaus von Anna. Dort fand ich nicht nur die Stimmung am stärksten und aussagekräftigsten, sondern ich konnte mir diesen Ort auch am besten vorstellen. Sowohl das Wohnhaus, als auch den Stall und die Umgebung, es hat einfach alles gepasst und war für mich in dieser Weise perfekt!

 

Wie ich bereits erwähnt hatte, gibt es eine angenehme Anzahl an Protagonisten, die alle eine gute Beschreibung ihres Charakters erhalten haben und weshalb man sie ganz gut einschätzen konnte. Ich mochte es, wie viele verschiedene Wesen aufeinandertreffen und wie stark die beiden Frauenfiguren Anna und Katharina gezeichnet wurden. Anna besitzt bereits von Anfang an viel Stärke, auch durch verschiedene Schicksalsschläge, mit denen sie umgehen muss. Sie ist ein sehr bodenständiger Charakter und besticht gerade dadurch. Anna ist wie ein freundliches Mädchen von nebenan, ich empfand sie direkt als sympathisch und habe ihr durchweg nur das Beste gewünscht.

Katharina hingegen war mir anfangs noch merkwürdig und sie strahlte für mich die Energie eines verwöhnten Kindes aus, dass Hoffnungen hat, aber am Ende immer auf die Eltern hört. Daher kam es sehr überraschend, welche Wandlung sie durchläuft und wie selbstbewusst und selbstbestimmt sie mit der Zeit auftritt. Katharina war eindeutig die Person mit der stärksten und besten Wandlung und für viele Entscheidungen hat sie sich meinen Respekt verdient.

Etwas schade fand ich es, dass man sich nicht vollkommen unabhängig eine Meinung bilden konnte, sondern die Sympathien schon ein wenig gelenkt werden. Und wenn eine Person einmal negativ konnotiert wurde, hat sie sich auch nicht mehr geändert. Es gab dann keine Entwicklung zu sehen, sie blieben sich durchweg treu und der negative erste Eindruck hat sich nur noch verstärkt. Hier wäre Potenzial dafür dagewesen, dass man als Leser überrascht wird und so die Karten neu gemischt werden.

Fazit:

Wie sich aus meiner Meinung herauslesen lassen hat, konnten mich nicht alle Aspekte des Romans überzeugen. Mir hat es ein wenig an Spannung gefehlt und ich fand es schade, dass es eine Einteilung der Protagonisten in Gut und Böse gibt. Doch das sind auch meine einzigen Kritikpunkte, ansonsten habe ich nur positives zu dem Roman zu sagen und finde, dass es ein gelungener Auftakt einer Reihe ist, der viel Historisches zugrunde liegt und bei dem man immer wieder etwas Neues lernen kann. Band zwei möchte ich unbedingt lesen, am Ende gibt es doch einige unbeantwortete Fragen, die die Spannung weit oben halten und mich auf den Erscheinungstermin der Fortsetzung warten lassen:)