Rezension

Guter Schreibstil verliert sich in Unglaubwürdigkeit und Langatmigkeit

Die einzige Zeugin - Tove Alsterdal

Die einzige Zeugin
von Tove Alsterdal

Bewertet mit 2 Sternen

Die Zusammenfassung dieses Mal gleich zu Beginn: Bei „Die einzige Zeugin“ handelt es sich um einen gut geschriebenen, aber langatmigen Kriminalroman. Ein Kriminalroman, der während seines Entstehens wohl vergessen hat, dass er ein Kriminalroman sein wollte und sich in Sozialkritik, privatem Herzeleid und in rumänischen Gebäudebeschreibungen verlor.

Dabei klingt der angekündigte Plot durchaus vielversprechend. Beckomberga, Stockholm: Auf dem Gelände einer ehemaligen riesigen psychiatrischen Anstalt ist eine exklusive Wohngegend entstanden. Hierhin ist Svante Levander mit seiner neuen jungen Liebe gezogen. Der Schmerz darüber wütet in Eva Levander, der Ex-Frau. Als Svante ermordet wird, fällt der Verdacht sofort auf Eva. Doch die macht sich unerlaubt auf die Suche nach der Bettlerin, die den Mord an Svante gesehen haben muss, eine Suche, die sie nach Rumänien führt.

Dieses rohe Handlungsgerüst ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was im Buch Platz findet. Da werden auf dem Gelände alte Knochenteile gefunden und ein Einbrecher treibt sein Unwesen, was zur Bildung einer Bürgerwehr führt. Auf der Suche nach der Bettlerin erfahren wir sehr viel über das unerträgliche Leben rumänischer Bettler und über das unterirdische Leben in Stockholm, über den früher üblichen Umgang mit geistig Behinderten, über Flüchtlingsfluten, und das Darknet spielt natürlich auch noch eine Rolle samt Bitcoins. Ach ja, da ist ja noch die schwierige Beziehung zwischen Eva und dem Sohn Filip, den Eva in Berlin aufspürt, der sie aber dennoch nach Rumänien chauffiert. Viele unglaubwürdige Details werden zu einer Geschichte zusammengesetzt, die letztlich nur noch zu Langeweile und Kopfschütteln führt.