Rezension

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Hätte gut werden können ...

Skalpelltanz - Jenny Milewski

Skalpelltanz
von Jenny Milewski

Jonas Lerman, erfolgreicher Autor blutiger Horrorromane um den sadistischen Chirurgen Carl Cederfeldt, steckt in einer Schaffenskrise. Die grauenhaften Bilder der Bluttaten, die er sonst für sein Schreiben braucht, kommen nicht mehr zu ihm. Seit vier Monaten sitzt er vor seinem Monitor und bringt keine einzige Zeile zustande. Autorenlesungen, Interviews und sein Verleger führen ihm immer wieder vor Augen, dass seine Karriere am seidenen Faden hängt. Fällt ihm nichts mehr zu dem beliebten Skalpellmörder ein, war es das für ihn. Doch als in eines Abends ein schwarzer Hummer anfährt, ein Auto, dass er auch Carl in seinen Büchern fahren lässt, schreibt er wieder, nur um am nächsten Tag zu erfahren, dass sich die Szene, die er zu Papier gebracht hat, fast genauso ein paar Straßen weiter ereignet hat…

"Skalpelltanz" soll ein elegant designter, gut durchdachter Psychothriller sein. Die Ausgangsituation ist auch interessant gestaltet: Der zum Erfolg verdammte Autor steckt in einer ausgemachten Schreibflaute und ist immer mehr angeekelt von seinem eigenen Schaffen. Zu Beginn ist Jonas Lerman auch ein sympathischer Protagonist, der zwar als eingefleischter Junggeselle und Einzelgänger wenige soziale Kontakte pflegt, doch zu seinem Verleger und der krebskranken Nachbarin eine Beziehung aufbauen kann. Der Medienhype um seine skandalösen Bücher ist witzig und führt eine die ewige und elendige Doppelmoral der Gesellschaft zum Thema Gewalt vor Augen.

Nach dem langsamen Beginn kommt beim ersten Auftritt des schwarzen Hummers richtig Spannung und Grusel auf. Es sind immer wieder kleine Auszüge aus dem eingefügt, was Jonas zu Papier gebracht hat. Diese kleinen Einschübe sind gruselig und originell. Jonas' Angst, als er sich scheinbar an bestimmte Begegnungen nicht mehr erinnern kann und von den in seinen Büchern beschriebenen Taten verfolgt wird, ist eindrücklich und lässt mich mit ihm mitfühlen. Er schafft es sogar, sich auf Zofias Rat hin professionelle Hilfe zu holen.

Die Richtung, die der Thriller in der zweiten Hälfte bekommt, finde ich leider sehr platt, vorhersehbar und wenig raffiniert gemacht. Was das anbelangt, hat mich dieses Buch sehr enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet.

Über den Schreibstil lässt sich nichts negatives sagen, er ist flüssig und angenehm.

Leider hat dieser Thriller wenig Spannung und Raffinesse aufweisen können. Ich habe ihn zwar zu Ende gelesen, hätte ihn aber am liebsten zwischendurch weggelegt. Schade.