Rezension

Hannahs Weg zu sich

Nur Hannah. -

Nur Hannah.
von Isabella Maria Kern

Bewertet mit 4 Sternen

„...Was Hannah aber noch mehr faszinierte als der Anblick des Klosters war der Blick auf das tiefblaue Meer, welches sie von der Treppe aus sehen konnte, und das sich zu Füßen des Felsens schmiegte, auf dem das Kloster erbaut war...“

Die 37jährige Hannah entschließt sich, für ein Jahr ins Kloster auf einer italischen Insel zu gehen. Dort ist ihre Tante Rosalia Nonne. Beide haben sich bisher nur wenige Male gesehen.

Die Autorin hat einen emotional dichten Roman geschrieben. Dabei werden verschiedene Probleme miteinander verknüpft. Das aber zeigt sich erst im Laufe der Handlung. Anfangs bleibt offen, warum Hannah den Weg ins Kloster gesucht hat. Einzig ihr fehlender Lebensmut blitzt immer wieder auf. Außerdem hat sie eine harte Kindheit hinter sich.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er kombiniert eine Beschreibung der Landschaft mit den Leben im Kloster und lässt viel Raum für die Gefühlswelt der Protagonisten.

Hannah fällt das Einleben im Kloster nicht leicht. Es gilt, Regeln einzuhalten. Dann aber lernt sie Luca kennen. Der junge Mann hat durch einen Autounfall beide Beine verloren. Hannah geht unbefangen mit ihm um und gibt ihm so neuen Lebensmut. Plötzlich erkennt er, wie viel für ihn noch möglich ist.

Ein weiterer Protagonist ist Herbert. Der wird plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Dazu gehörte Hannah, die damals noch Hannes hieß. Er macht sich auf die Suche nach ihr. Er möchte mit sich selbst ins Reine kommen. Er schreibt einen Artikel auf Facebook.

 

„...Ich denke, jede Entschuldigung ist nur ein Sandkorn, das in einem monumentalen Wirbelsturm umher geschleudert wird und als einziges Teilchen unbedeutend für die Auswirkung des zerstörerischen Sturms ist...“

 

Sehr intensiv ist das Gespräch mit seinem kleinen Sohn Tristan.

 

„...Weißt du, Tristan. Manchmal weiß man selbst nicht genau, wer man ist, was man tut und wer man gern sein möchte. Manchmal entscheiden andere über dein Leben und Menschen werden dadurch unglücklich...“

 

Zu den Höhepunkten der Geschichte gehören die Dialoge zwischen Hannah und Rosalia. Erst nachdem Rosalia Hannah entscheidende Szenen ihres Lebens anvertraut hat, weiß Hannah, dass Rosalia sie verstehen kann.

Eingebettet in das Geschehen sind einige andere Lebensgeschichten. Jede weist eine Besonderheit. Immer aber geht es darum, den eigenen Weg zu finden.

Das Buch hat mir sehr gu gefallen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass das eigentliche Thema – Intersexualität – eher zur Sprache gekommen wäre. Dann wären manche Reaktionen und Taten von Hannah besser nachvollziehbar gewesen.