Rezension

Harinder Singh ermittelt als Gast in Edinburgh

Furcht -

Furcht
von Sven Petter Naess

Bewertet mit 4.5 Sternen

Harinder Singh von der Kripo Oslo kommt in Familienangelegenheiten nach Edinburgh. Seine Nichte Amandeep Kaur, die seit Kurzem  in  Schottland studierte, war schwer verletzt im Fluss treibend gefunden worden. Harinders Chef hatte ihm mit auf den Weg geben, in Edinburgh nicht die norwegische Polizei zu blamieren, indem er sich in die Ermittlungen einmischt.  Harinders Kontakt bei der Polizei ist dort Roisin Lawson. Ihren ehemaligen Chef Frank Millar kennt er bereits aus einer  Fortbildung; für Roisin zeigt sich die berufliche Verbindung zu Millar dagegen eher als Karrierehindernis.

Amandeeps Familie lebt in strenger Sikh-Tradition, arrangierte Ehen sind in der Community nicht ungewöhnlich. Es ist leicht vorstellbar, dass es Dinge gibt, die Amandeep mit ihrem in Norwegen aufgewachsenen Onkel bespricht, aber nicht mit ihrer Familie. Nachdem seine Nichte ursprünglich Polizistin werden wollte, ging die 27-Jährige zum Militär, absolvierte einen Afghanistan-Einsatz und studiert aktuell Betriebswirtschaft. Bei ihrem Nebenjob im Nachtclub Gemini der Zwillingsbrüder Ulriksen kommen ihr Erfahrungen zugute, die sie als Tochter von Gastronomen sammeln konnte. Zu ihrem Lebenslauf ist mehr als genug zu recherchieren, ebenso zu dem ihrer Mitbewohnerin, die ebenfalls aus wohlhabender, einflussreicher  Sikh-Familie stammt. Harinder muss sich schließlich sogar von einer Zeugin sagen lassen, dass die Polizei über keinerlei Kontrolle des Falls verfügen würde. Der Onkel aus Norwegen hat es offenbar mit alten Kränkungen und altem Groll gegenüber ineffektiver Polizeiarbeit zu tun, deren Einordnung in den Fall ihm nicht gerade leicht fällt.

Als sich herausstellt, dass das Opfer des jüngsten Mordanschlags in Oslo Geschäftsführer dieses Clubs war, liegt ein Zusammenhang nahe. Für den „zähesten Ermittler, den sie kannte“ ist Harinders norwegische Kollegin Rachel bereit, unauffällig auf dem kleinen Dienstweg zu  recherchieren. Während sich um Roisin und weitere Frauen innerhalb der Edinburgher Polizei offenbar ein Frauen-Netzwerk zu zeigen beginnt, sorgen die Ermittlungen für einige Überraschungen. Die zahlreichen Verzögerungsmomente  in Form blutiger Prügelszenen wären für den fesselnden Roman Noir m. A. überflüssig gewesen, da  die möglichen Motive der Beteiligten für konstante Spannung sorgten und es Gelegenheit genug für eigene Vermutungen gab. 

Fazit

Der zwischen zwei Kulturen aufgewachsene Harinder Singh konnte mich im zweiten Band (den ich aufgrund des nichtssagenden Covers eher zufällig entdeckte) unerwartet fesseln, der seitliche Einstieg in die Serie verlief problemlos.

 

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Serieninfo

Band 2 von 3

5 Bände bisher erschienen