Rezension

Harmonie trifft grausame Realität

Ein Band aus Stahl - Simone Dorra, Ingrid Zellner

Ein Band aus Stahl
von Simone Dorra Ingrid Zellner

Bewertet mit 5 Sternen

Der vorliegende 4. Band der Kashmir-Saga erzählt die Geschichte von Sameera und ihrem Mann Vikram, die in Kashmir ein Waisenhaus leiten und dem indischen Paar Sita und Raja weiter. Die beiden Paare verbindet eine innige Freundschaft, die eher einer Seelenverwandschaft entspricht. Während Vikram vor einem Untersuchungsausschuss als Zeuge aussagt, werden Sameera und Raja vermisst. Sameera taucht am folgenden Tag scheinbar unverletzt wieder auf. Raja bleibt verschwunden. Alle fürchten um sein Leben, denn ein grausamer und skrupelloser Feind Vikrams aus alten Zeiten hat seine Hände im Spiel. Ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben macht sich Vikram mit Rajas Sohn, einem Freund und einem alten Weggefährten auf die Suche.

Was mich an der Geschichte fasziniert, ist der harte Wechsel der Stimmungen gepaart mit einer fast unerträglichen Spannung. Die Sequenzen, die die Beziehung zwischen den Freunden beleuchten , sind geprägt von Harmonie, Liebe und Vertrauen. Manchmal war es mir fast zu viel und ich hatte den Eindruck, ich lese ein Märchen. Im Gegensatz dazu der Horror - mir fällt kein besseres Wort dafür ein - der Außenwelt mit den politischen Verhältnissen in Kashmir. Attentate, Korruption, Verbrecherbanden, Armut und Behördenwillkür bedrohen das persönliche Paradies der Freunde und ihrer Familien und schlagen Wunden. Es grenzt fast an ein Wunder, dass diese immer wieder heilen, auch wenn Narben zurück bleiben. Über allem bleibt aber die Hoffnung auf eine bessere Zeit.

Wer abtauchen will in die märchenhafte Welt Kashmirs und dabei auch bereit ist, die dunkle Seite zu sehen, wird von diesem Buch begeistert sein.