Rezension

Hartes Thema, sensibel behandelt!

Schattenkind - Anne Holt

Schattenkind
von Anne Holt

"Schattenkind", der fünften Band der Yngvar Stubø-Reihe der norwegischen Krimi-Autorin und ehemaligen Justizministerin Anne Holt, beginnt am 22. Juli 2011. Es ist der Tag, an dem Norwegen bis ins Mark erschüttert wird, denn der Explosion im Zentrum von Oslo folgt der schreckliche Amoklauf auf der Insel Utøya.

Während die gesamte Osloer Polizei, darunter auch Kommissar Yngvar Stubø, diese nationale Katastrophe untersucht, passiert im Freundeskreis seiner Frau, der Inger Johanne ein folgenschwerer Unfall. Der achtjährige Sohn von Ellen und Jon ist nach dem Sturz von einer Trittleiter gestorben. Im Laufe der Untersuchung tauchen Ungereimtheiten auf und das persönliche Umfeld der Familie macht seltsame Andeutungen, weshalb Inger Johanne Vik, die von Haus aus Kriminalpsychologin ist, gemeinsam mit dem jungen Polizisten Holme die verzweifelten Eltern genauer unter die Lupe nimmt. Und was sie dabei zutage fördert, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Anne Holt stellt in "Schattenkind" zwei tragische Ereignisse in den Mittelpunkt ihrer Handlung. Zum einen ist da diese nationale Tragödie, die auf Utøya passiert und 69 Menschen das Leben kostet, zum anderen schaut sie sich sehr genau eine normale Familie an, die ihr Kind vermeintlich durch einen tragischen Unfall verliert. Im ersten Fall ist die Möglichkeit der gesellschaftlichen Einflussnahme gering, anders sieht es im Fall des toten Achtjährigen aus. Hier hätte das soziale Umfeld, wenn die Warnzeichen richtig eingeordnet worden wären, Sanders Tod verhindern können.

Ein hartes Thema, das die Autorin hier aufgreift und sehr sensibel behandelt. Sie benötigt keine Schockeffekte und keine drastische Sprache, sondern schildert klar und nüchtern, aber dennoch nicht minder eindringlich, die Ereignisse, die in dieser augenscheinlich ganz normalen Familie ablaufen. Holt schaut genau hin, analysiert das Verhalten der Beteiligten, und zeigt die Brüche auf, die schließlich dazu führen, dass ein achtjähriger Junge sein Leben verliert.

Ein beeindruckender und natürlich wegen der Thematik auch sehr düsterer skandinavischer Kriminalroman - sehr empfehlenswert!

Kommentare

Lythanja kommentierte am 10. Januar 2014 um 13:39

Danke für deine tolle Rezension, das ist ein Buch was mir gut gefallen könnte. Ich finde es klasse, wenn es einen ernsten "Hintergrund" gibt und auch nicht alles völlig frei erfunden ist, außerdem bin ich noch Skandinavienfan... also drei positive Zeichen, dieses Buch mal in Erwägung zu ziehen. Die Wunschliste wächst und wächst :-)