Rezension

Herrschaft und Gewalt

Herr der Fliegen - William Golding

Herr der Fliegen
von William Golding

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Herr der Fliegen" behandelt das Menschliche und die Frage ob zum Menschsein auch Gewalt und Herrschaft gehört. 

Durch die Abgeschiedenheit der Insel wirkt das Treiben der gestrandeten Jungen wie ein isoliertes Sozialexperiment. Die Außenwelt ist nicht existent, denn es werden weder die Ursachen des Unfalls, noch die Hintergründe der Jungen oder das Verbleiben der anderen Passagiere erklärt. Das fokussiert den Leser um so mehr aufs Geschehen. Wichtig ist nicht was war, wer die Jungen genau sind, sondern was auf der Insel mit ihnen passiert. Durch ihr Alter werdend die Kinder zum Modell. Nicht ein negativer Lebensweg führte sie zu ihrem Verhalten. Keine grausame Umwelt zwang sie in brutale Denkmuster. Sie sind "zivilisierte" Menschen in ihrer "Urform".

Es geht um die Legitimation von Herrschaft, um ihre Notwendigkeit und die Umstände, die dazu führen, dass sie bewusst ergriffen wird. Anknüpfend daran entsteht auch die Frage nach den Formen der Gewalt, die zwangsweise mit Herrschaft verbunden ist und darüber hinaus, ob es eine Unschuld im Menschen wirklich gibt.

William Golding malt die Insel durch die wissenden Augen des erwachsenen Beobachters - die Geschehnisse auf der Insel durch die naive Perspektive der Kinder. Diese Mischung berührt und erscheint mir etwas besonderes zu sein.