Rezension

Hervorragende und temporeiche Fortsetzung mit Witz und Mops

Der blutrote Teppich - Christof Weigold

Der blutrote Teppich
von Christof Weigold

Bewertet mit 5 Sternen

Im letzten Jahr war Christof Weigolds Romandebüt Der Mann, der nicht mitspielt mein absolutes Lesehighlight. Darin ermittelt der aus Deutschland stammende Ex-Polizist Hardy Engel in dem auf wahren Begebenheiten basierenden Kriminalfall um das Starlet Virginia Rappe und den beliebten Komiker Roscoe "Fatty" Arbuckle. Ein absolut geniales Buch, auch wegen des wunderbaren Humors des Protagonisten.

Umso gespannter war ich auf die Fortsetzung, die sich ebenfalls mit einem wahren Kriminalfall des frühen Hollywoods beschäftigt. Doch gerade, weil ich von Hardy Engels erstem Fall so begeistert war, war ich ein wenig in Sorge, dass der zweite Fall meine Erwartungen nicht erfüllen kann. Eine Angst, die zum Glück unbegründet blieb. Der blutrote Teppich hat mich mindestens so stark begeistert wie sein Vorgänger.

Im zweiten Buch wird Hardy Engel in den Fall um den mysteriösen Tod des Regisseurs William Desmond Taylor verwickelt. Mit gewohnt großer Schnauze und dem unbedingten Willen, den Fall trotz aller widrigen Umstände aufzuklären, hat Hardy nicht lange gebraucht, um mich wieder in seinen Bann zu schlagen. Bei seinen Ermittlungen erhält Hardy Unterstützung durch die kesse Polly Brandeis, die Hardy in Sachen Verbissenheit in nichts nachsteht und eine tolle, starke Frauenfigur ist. Sie erinnerte mich sofort an die ebenfalls großartige Pepper aus Der Mann der nicht mitspielt. Mentalen Beistand erhält das Duo durch Pollys Mops Enrico, den ich als Mopsbesitzerin natürlich sofort ins Herz geschlossen habe - und Hardy offensichtlich auch. Doch auch auf bereits im ersten Fall eingeführte Personen wie Hardys besten Freund und Barkeeper Buck oder die Polizisten Gordon und Catanza darf sich der Leser wieder freuen.

Allein schon Christof Weigolds geniale Figuren machen Der blutrote Teppich zu einem Lesevergnügen - ein Vergnügen, das Dank des gut eingesetzten Humors noch vergrößert wird. Dieser zeigt sich nämlich wunderbar bissig und mit einigen Slapstick-Einlagen (bei der Szene, in der Polly die „Höschensammlung“ eines Prominenten durchwühlt, habe ich Tränen gelacht). Solche Einfälle erinnern  mich stark an die Filmreihe Der dünne Mann oder auch an Slapstick-Komödien mit Cary Grant (Leoparden küsst man nicht oder Sein Mädchen für besondere Fälle).

Zum Humor gesellt sich eine temporeiche Geschichte, die mit verblüffenden Wendungen und einer sehr bildhaften Sprache aufwartet. Christof Weigold versteht sich perfekt darauf, den Leser zu packen und mitten ins Geschehen zu ziehen. Bereits ab der ersten Seite hat mich Der blutrote Teppich nicht mehr losgelassen und nachdem ich den zweiten Fall beendet habe, kann ich sagen, dass sich Hardy Engel zu meiner Lieblingskrimireihe entwickelt hat.

Fazit: Christof Weigold ist erneut ein wahrer Pageturner gelungen! Temporeich, spannend, viel Humor, tolle Figuren und eine grandiose Auflösung. Ganz großes Kino!