Rezension

Hinter verschlossenen Türen...

Kampfsterne - Alexa Hennig Von Lange

Kampfsterne
von Alexa Hennig von Lange

…lauern die familiären Abgründe. Der schöne Schein trügt, die Vorstadt-Idylle hat Risse. Außen hui und innen pfui. Alexa Hennig von Lange hält mit dem Brennglas unbarmherzig darauf und zeigt das dysfunktionale Familienleben der ach so intakten Keimzelle der Gesellschaft: Der erfolgreiche Architekt, der seine Frau vor den Augen der Kinder verprügelt und in finanzieller Abhängigkeit hält. Die Nachbarin, bei der sie sich nach den Prügelattacken ausheult. Die sich zu ihr hingezogen fühlt. Die ihren eigenen Mann verabscheut und ihre Kinder mit so viel emotionaler Distanz betrachtet, dass es fast schon weh tut. Die sich ihr Leben mit ordentlich Rum schon am Nachmittag schön, oder besser gesagt erträglich trinkt. Kinder, die ihre Eltern verachten, und Eltern, die es längst aufgegeben haben, ihren Kindern eine unbeschwerte Kindheit zu bieten.

„Kampfsterne“ soll/will die Familienverhältnisse Mitte der achtziger Jahre portraitieren, der Generation nach 68, die doch alles besser machen wollte, aber dennoch in den alten Strukturen verharrt. Finanzielle Sicherheit ist gegeben in der Vorstadtsiedlung, aber die Emotionen, das Miteinander sind auf der Strecke geblieben. Alle Protagonisten kreisen nur um sich und ihre Befindlichkeiten, es fehlt ihnen an Empathie und Distanz. An Reflexionsvermögen oder auch an dem Willen dazu. Gefangen in tradierten Rollen. Jeder einzelne ist für sich allein. Die Träume sind geplatzt, bleibt nur zu hoffen, dass es die nachfolgende Generation besser machen wird.

Das schonungslose Portrait einer Generation. Ein Buch, bei dem jede Zeile schmerzt.