Rezension

Horror-Märchen-Roadtripp durch die vereinigten Ingestalten von Amerika

Christmasland - Joe Hill

Christmasland
von Joe Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Ein phantastisches Erwachsenen-Märchen mit vielen Horrorelementen rund um die Protagonistin Vic und ihren Widersacher, dem bösen Charlie Manx. Ungeschönt und mit fester Bodenhaftung inszeniert Joe Hill eine Geschichte, die bis in die Kindheit der Hauptdarstellerin zurück reicht und ihr komplettes Leben, im Guten wie im Schlechten darstellt. Hill nimmt sich auch die nötige Zeit, den verdorbenen Charakter des Mr. Manx und dessen Entstehung aufzuarbeiten. Selbst die Randfiguren bekommen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen um plastisch und farbig zu werden.

Ganz nebenher sei erwähnt, das die "Guten" allesamt einen großartigen Musikgeschmack von Joe Hill eingehaucht bekommen haben.

Hill ist ein moderner Geschichtenerzähler, der einen einlädt, seine Hand zu nehmen und ihm ein Stück weit in seine reiche und aufregende Phantasie zu folgen.

Das Buch ist rund, komplett und bietet keinen Ansatzpunkt für einen logischen Bruch. Darüber hinaus versteht es Hill, keine Figur aus einer schriftstellerischen Gnade heraus auf Kosten der Geschichte zu schonen. Dies mag für den Leser emotional nicht immer einfach sein - für das Buch ist dies aber zwingend erforderlich.

Bestimmt hätte ich vermutet, Joe Hill wäre ein neues Pseudonym das Stephen King benutzt da Aufbau, Sprache, Erzählstil und auch viele Elemente der Vergangenheitsbewältigung an ihn erinnern. Und spätestens als der Zirkus Pennywise in "Christmasland" auftaucht, ist sogar ein konkreter Bezug zu einem alten (großartigen) Roman von Herrn King hergestellt. Da ich über die Verwandtschaftsverhältnisse von King und Hill mittlerweile informiert bin, stellt sich wiederum nur noch die Frage, ob unglaubliches Talent vererbt oder in der Sozialisation weitergegeben wird. Aber, eigentlich ist dies auch egal da nur wichtig ist, dass Joe Hill mit Christmasland ein phantastisches Buch gelungen ist, das sich vor denen des "alten Meisters" nicht verstecken muss.

5*