Rezension

Hübsch

Erste Hilfe - Mariana Leky

Erste Hilfe
von Mariana Leky

Bewertet mit 3 Sternen

„Was man von hier aus sehen kann“ ist ein grandioses Buch. Grund genug, sich auch andere Bücher der Autorin näher anzusehen. Das hat sich wohl auch ihr Verlag gedacht und bringt jetzt alle ihre Bücher neu heraus. 
„Erste Hilfe“ scheint ihr erster Roman zu sein, ist 2004 erschienen und zeigt, dass sie in den letzten 13 Jahren viel gelernt hat. 

Hier geht es um eine sehr ungewöhnliche WG. Die Erzählerin und ihr Exfreund nehmen eine Freundin unter ihre Fittiche, die meint, verrückt zu werden, dabei haben sie selbst ihr Leben nicht ganz im Griff.

Das ist eine hübsche Idee, die viele kluge Gedanken zum Thema „Wer bin ich und wer möchte ich sein?“ anbietet. Tatsächlich ist die Geschichte sehr anrührend, wenn auch die Protagonisten bisweilen etwas naiv wirken. Sie sind alle etwas zu gut, um wahr zu sein. 

Der Erzählstil ist durchaus originell, arbeitet aber mit vielen langen Sätzen und Wiederholungen.

„Ich überlege, ob es reicht, wenn Sylvester und ich in der Nähe bleiben, oder ob es an der Zeit ist, etwas zu unternehmen und Beziehungen spielen zu lassen, weil sich das Psychische ohne Unternehmungen ausbreitet, bis alles um einen herum nur noch aus Psychischen besteht, das alles andere als abklingt.“
Solche Sätze sind witzig, natürlich, aber auf Dauer wird man sie ein wenig leid. 

„Erste Hilfe“ ist ein hübsches Buch mit einer hübschen Idee, der Erzählstil ist besonders, aber noch ausbaufähig. Das hat die Autorin getan, das wissen wir. 
Nach dem Lesen denkt man, das war verrückt, witzig und rührend, aber auch ein klein wenig nervig. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 26. November 2018 um 21:29

Haha, ich schwärme bald für deine letzen Sätze.

Emswashed kommentierte am 27. November 2018 um 08:29

Haha! Einen Geigenvirtuosen möchte man auch nicht bei seinen ersten Gehversuchen zum Nachbarn gehabt haben. Ich gebe Wanda recht, Deine Quintessenzen sind erfrischend.