Rezension

Humorvoll und mit dem rauen Charme des Ruhrgebiets

»Dat Leben is kein Trallafitti« - Otto Redenkämper

»Dat Leben is kein Trallafitti«
von Otto Redenkämper

Bewertet mit 4 Sternen

Seit nunmehr ziemlich genau 5 Jahren treibt Otto Redenkämper, der fiktive(?) Fensterrentner aus Gelsenkirchen-Buer, nun schon im Internet sein Unwesen. Zunächst berichtete er bei Twitter aus seinem Alltag; später dann auch auf seinem eigenen Blog und auf Facebook. Ende 2014 ist dann das erste Buch mit seinen Geschichten erschienen. Dieses trägt den Titel "Dat Leben is kein Trallafitti - der Fester-Rentner erklärt die Welt". (Mein Interview mit dem Fensterrentner findet ihr hier.)

Worum geht es?

Otto ist Rentner und lebt in Gelsenkirchen-Buer im Herzen des Ruhrgebiets. Sein Alltag besteht genau aus den Dingen, die typisch sind für einen klassischen Ruhrpottrentner: Im Fenster liegen, den Kiosk aufsuchen, sich um den Schrebergarten kümmern, Einkäufe erledigen, gelegentliche Arztbesuche und natürlich darin, zu allem eine Meinung zu haben.
Das Buch enthält viele kurze Geschichten, in denen Otto aus seinem Alltag berichtet. Die meisten Geschichten beschreiben die Ereignisse eines einzelnen Tages. Alle Geschichten sind in sich abgeschlossen, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht zusammenhängen würden. Im Prinzip gibt es eine Hauptgeschichte, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht und einige kleinere Geschichten, die ebenfalls nach und nach weiter gesponnen werden.  In der großen Geschichte geht es um Ottos Stammkiosk. Jupp, der Besitzer des Kiosks, hat eine Mieterhöhung bekommen und fürchtet nun, seinen Kiosk schließen zu müssen. Das ist für Otto und seine Rentnerfreunde natürlich nicht akzeptabel. Wo sollten sie ihr tägliches Bier trinken und über Gott und die Welt palavern, wenn es den Kiosk nicht mehr gäbe? Also beschließt Otto den Kiosk zu retten. Natürlich verläuft dieser Plan alles andere als glatt...

Was hat mir gut gefallen?

Auch ich bin ja ein Kind des Ruhrgebiets und dieses Buch ist wirklich Ruhrgebiet pur. Das Buch quillt geradezu über von wunderschönem Pottbegriffen: Blag, Kopppinne, Fussek, Herzklabaster, Pimpanellen, Täubken, Buxe und vielen weiteren. Aber nicht nur die Sprache weckt Heimweh, sondern vor allem die vielen glaubwürdigen Reviercharaktere.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben. Zugegeben: Laut gelacht habe ich nur ein- oder zweimal aber geschmunzelt habe ich fast kontinuierlich.

Was hat mir weniger gut gefallen?

So unterhaltsam das Buch auch ist, muss ich doch sagen, dass der Inhalt nicht so ganz zum Titel passt. Wirklich oft kommt Otto nicht dazu im Fenster zu liegen. Auch die Welt erklärt er etwas seltener, als der Titel vermuten lässt. "Dat Leben is kein Trallafitti - Jupps Kiosk hält den Fensterrentner auf Trapp" oder "Dat Leben is kein Trallafitti - Viel zu tun für den Kioskrentner" wären treffendere Titel gewesen.
Des Weiteren muss ich sagen, dass mich das Buch zwar wirklich gut unterhalten hat, dass es aber ruhig noch ein bisschen lustiger hätte sein dürfen.
Mein größter Kritikpunkt ist aber, dass es die eine oder andere Stelle gibt, an der der Rentner für mich zu jung wirkt. Ich hatte mehrfach den Eindruck, eher die Schilderungen eines Mannes Mitte 50 zu lesen oder halt die eines jungen Autors, der versucht, sich in die Rolle des Rentners zu versetzen. Unter dem Strich bleibt das Buch aber trotzdem glaubwürdig.

Fazit

Auch wenn der Titel, mehr "Philosophie" und weniger Action verheißt, als es dann tatsächlich der Fall ist, kann ich trotzdem bedenkenlos sagen, dass dieses Buch ein gelungenes Stück Ruhrgebietsliteratur ist. "Dat Leben is kein Trallafitti" ist kurzweilig und vermittelt den unverwechselbaren rauen Charme des Ruhrgebiets.